Käserei aus Niederösterreich ruft nach drei Listerien-Toten Produkte zurück
Von Birgit Seiser
Die Käserei Gloggnitz aus dem niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen hat am Freitag folgende Produkte zurückgerufen: Kajmak, Trinkjoghurt und Frischkäse. Der Grund ist eine mögliche Gesundheitsgefahr wegen einer Kontamination mit Listeria monocytogenes. Auf einen Verzehr sollte verzichtet werden, so das Unternehmen. Auf KURIER-Anfrage sagt die Käserei Gloggnitz, dass der Betrieb derzeit nicht geschlossen sei. Man vermute, dass die Produkte nicht im eigenen Betrieb, sondern später in einem Lokal kontaminiert wurden. Das ist aufgrund der Art wie die Verunreinigung mit Listerien passieren kann, aber eher unwahrscheinlich: Listerien können Produkte aus pasteurisierter Milch nur beim Herstellungsprozess kontaminieren.
Die Käserei habe laut eigenen Angaben derzeit mehrere ihrer Produkte in ein Labor zur Untersuchung geschickt.
Listerien sind Bakterien, die zu Durchfall und hohem Fieber führen können. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können sie lebensgefährlich sein. Risikogruppen wie Schwangere, Neugeborene oder chronisch kranke Menschen sollten auf den Verzehr von rohem Fleisch oder nicht pasteurisierten Milchprodukten verzichten.
Listerien kommen in der Natur häufig vor. Sie sind besonders gefährlich, weil sie sich auch unter widrigen Umständen, wie beispielsweise im Kühlschrank, vermehren können. Außerdem ist ein Befall von Lebensmitteln nicht durch den Geschmack, Geruch oder ein verändertes Aussehen erkennbar.
Die Bakterien finden sich oft in Tierfutter oder Kot und können deshalb schon in der Lebensmittelproduktion die Waren befallen.
Die Untersuchungen in dem Fall startete die zuständige AGES, die Agentur für Lebensmittelsicherheit schon vor zwei Jahren. Damals wurde man bei einer Routineuntersuchung auf die Listerien aufmerksam. "Im Zuge der behördlichen Abklärung ergab sich der Verdacht des Vorliegens eines bundesländerübergreifenden lebensmittelbedingten Krankheitsausbruchs. Damit im Zusammenhang stehen möglicherweise drei Todesfälle im Zeitraum von 2020 bis 2022", heißt es seitens der AGES.
Die zuständige NÖ-Lebensmittelaufsicht hat sofort entsprechende Maßnahmen eingeleitet: Bereits ausgelieferte Produkte werden durch den Betrieb zurückgerufen, neu produzierte Produkte dürfen erst nach Vorliegen eines negativen Gutachtens auf Listerien und nach Freigabe durch die Lebensmittelaufsicht in Verkehr gebracht werden.
Vom Unternehmen hieß es am Freitagnachmittag auf Anfrage, dass die Listerien in einem durch die Käserei belieferten Restaurant in Wien festgestellt worden seien. Eigene Proben seien bisher unauffällig gewesen.
Laut AGES-Sprecher Werner Windhager seien alle Krankheits- und Todesfälle in Wien aufgetreten. Der lange Zeitraum der Untersuchung sei darauf zurückzuführen, dass sich die Quelle der Listerienerkrankung erst jetzt zurückverfolgen ließ.