Leitfaden für die Bürgermeister
Von Gilbert Weisbier
Stellvertreter war er bereits seit Jahren. Nach dem Aufrücken von Barbara Schwarz in die Landesregierung hat der Arbeitskreis Wachau den Spitzer Bürgermeister Andres Nunzer zum neuen Vorsitzenden gewählt. Im Interview mit dem KURIER skizziert Nunzer seine Ziele.
KURIER: Herr Bürgermeister Nunzer, wie hat sich der Arbeitskreis aus Ihrer Sicht entwickelt?
Andreas Nunzer: Wir befinden uns in der dritten Phase. Erste war der Widerstand der Altvorderen gegen das Donaukraftwerk. In der zweiten hat Obmann Hannes Hirtzberger den Arbeitskreis weiterentwickelt und Barbara Schwarz im Konzept Wachau 2010 plus mit dem Land ein außergewöhnliches Instrument geschaffen. Jetzt geht es darum, dessen Umsetzung fortzuführen.
Wie sehen Ihre Pläne dafür aus?
Ich will die Leitung auf eine breitere Basis stellen, die Stellvertreter und Vorstandsmitglieder mehr einbinden und Aufgaben verteilen.
Zu welchem Zweck?
Der Arbeitskreis soll tiefer in der Bevölkerung verankert werden. Außerdem haben wir bisher unabsichtlich die Ideen der Jugend zu wenig aufgegriffen. Deshalb ist geplant, eine Schülerin aus dem "Wachaulabor" des Stiftsgymnasiums Melk (setzt sich kritisch und künstlerisch mit der Wachau auseinander, Anm. d. Red.) in den Vorstand aufzunehmen. Sie soll den Blick der Jugend einbringen.
Wie sehen konkrete Vorhaben aus?
Eines ist das Gesamtverkehrskonzept, eines die einheitliche Beschilderung und das Melker Eingangstor in die Wachau gehört auch dazu, nachdem das Kremser schon fertig ist.
Wie stehen Sie zum heiklen Thema Bauen im Welterbe?
Ich möchte den Ansatz von Hannes Hirtzberger, einen Leitfaden als Hilfestellung für die Gemeinden zu entwickeln, wieder aufnehmen. Eine eigene Bauordnung für die Wachau kann es nicht geben.
Was halten Sie von Hirtzbergers Idee, die Bürgermeister von der Aufgabe als Baubehörde freizuspielen?
Wer sich für das Amt entscheidet, weiß, dass das dazugehört, auch wenn es nicht immer einfach ist. Die Arbeit der Baubehörde zu delegieren ist verfassungsrechtlich gar nicht möglich, aber die Bürgermeister brauchen Rückhalt. Den kann die Leitlinie geben.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Dass das Leader-Projekt Wachau von den Hirnen in die Herzen der Menschen wandert.
Arbeitskreis: Von Protest zu Projekt
1971 formierte sich in der Wachau Widerstand gegen Pläne, ein Donau-Laufkraftwerk zu errichten. Der Verein "Arbeitskreis zum Schutz der Wachau" wurde 1972 ins Leben gerufen. Erfolge waren unter anderem das Verhindern des Kraftwerkes, das erste Schwerverkehr-Transitfahrverbot für eine Region, das Europadiplom und die Aufnahme der Wachau in die Welterbeliste.