Kritik an Umgang mit Welterbe
Von Gilbert Weisbier
Das Welterbegebiet Wachau schutzlos Architekten und Gutachtern ausgeliefert, die "bautechnische Formulierungen so lange drehen, bis der größte Mist als harmonisch bewertet wird". Dieses Schreckgespenst malte Welterbeschützer Wilfried Posch an die Wand. Er stärkt damit dem Rechtsanwalt Christian Hirtzberger den Rücken, der ebenfalls den Spitzer Bürgermeister Andreas Nunzer auch als Vorsitzenden des Arbeitskreises Wachau kritisiert.
Betonklotz
Anlass für ihren Vorstoß sei die zunehmende Zahl von Gebäuden, die genehmigt werden, obwohl sie aus ihrer Sicht nicht zur gewachsenen Substanz passen. Touristen schicken enttäuschte eMails, etwa: "Es ist unbegreiflich, wie man in diese schöne Gegend einen so hässlichen Betonklotz hinstellen kann." Jüngstes Beispiel sei der im Mail beschriebene Kellerneubau eines Winzers in Spitz. Den hätte der Spitzer Bürgermeister Andreas Nunzer laut eines Schreibens des Landes aus mehreren Gründen gar nicht genehmigen dürfen.
"Es stimmt nicht, dass Nunzer alle Gutachten eingeholt hat, wie er behauptet. Eine Anlassumwidmung wurde angedacht aber nicht ausgeführt. Die im Bauland-Wohngebiet zulässigen Emissionen wurden gezielt nicht geprüft. Das positive Ortsbildgutachten löst bei den meisten Menschen nur Kopfschütteln aus", sagt Hirtzberger. "Nunzers Argumentation, er hätte das Gebäude nach geltendem Recht genehmigen müssen, stimmt daher nicht", betont Hirtzberger. Ein Verfahren laufe noch, ein anderes habe Nunzer durch "unverfrorene" Behauptungen abwenden können.
Nunzer bestätigt: "Da läuft noch ein Verfahren, also kann ich offiziell nichts sagen. Aber da sich der Bauherr verpflichtet hat, Emissionswerte einzuhalten, riskieren die Anrainer nichts."
Weil Nunzers ÖVP-WIR-Fraktionskollegen Hirtzbergers Vorwürfe in einem Vortrag gar nicht hören wollten, schickte der nun eine Sachverhaltsdarstellung an viele Mandatare in der Wachau und die Landesregierung.
Der Arbeitskreis habe sich unter Obmann Nunzer weit von der Gründungsidee entfernt, beklagte Posch. Der wie Hirtzberger Nunzer nicht für die richtige Person im Amt hält. Nunzers Wiederwahl als Obmann ist für kommenden Montag vorgesehen. Einige Mitglieder murren bereits.
Nunzer bleibt entspannt: Architektonische Fragen würden immer emotional diskutiert. Es gehe nicht nur darum, Landschaft zu erhalten, sondern sie auch weiter zu entwickeln, meint er. "Was hat es beim Tunnelbau in Dürnstein damals für Kommentare gegeben", sagt Nunzer und lacht. Der gerade einen Managementplan zu "Schutz und Entwicklung" der Wachau ausarbeiten lässt.