Ausstellung erinnert an vergessene Zwangsarbeiter in Krems
Von Sophie Seeböck
Heute besuchen jährlich Tausende Touristen aus aller Welt Krems.
Auch während des Zweiten Weltkriegs kamen Menschen etwa aus Polen, Frankreich, Kroatien oder Sowjetunion an die Donau – aber nicht freiwillig, sondern um unter Zwang zu arbeiten.
Lange im Verborgenen
Eine der Arbeitsstätten war etwa die Schmidhütte in Lerchenfeld, die heutige voestalpine. Die Identitäten der Zwangsarbeiter blieben lange unerforscht. Durch die Bemühungen von Historiker Robert Streibel konnten nun aber 70 Ausweise – sogenannte „Arbeitsbücher“ – und 60 Personalkarten ausgewertet werden.
„Diese stammen aber nur aus einer späten Phase des Zweiten Weltkriegs“, liege laut Streibel immer noch vieles im Verborgenen.
Und dort wären sie fast auch geblieben, da die Unterlagen laut dem Historiker vor einigen Jahren durch ein Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogen wurden: „Vieles in den Arbeitsbüchern ist damit schwer bis gar nicht mehr lesbar“, so Streibel. Auch die Fotos in den Pässen – die diese Unterlagen zu einem besonderen Fund machen – seien dadurch beschädigt worden.
Zweiter Blick
Der Historiker kann dem aber auch Positives abgewinnen: „Wenn ein Künstler sie so verfremden hätten wollen, wäre es ein Wahnsinnsaufwand gewesen. Durch diesen Unfall sind die Arbeitsbücher jetzt aber zu Kunstwerken geworden“, erzählt Streibel.
Künstlerisch festgehalten wurden die Dokumente nun von Fotograf Nick Mangafas. Zu sehen ist das Ergebnis nun ab Dienstag, 16. Mai, im Volksheim Lerchenfeld im Rahmen des Viertelfestivals im Waldviertel.
„Um die Fotos und Schriften entziffern zu können, lohnt sich ein zweiter Blick“, erklärt Streibel den Namen der Ausstellung. Auch bei der voestalpine wird an die Zwangsarbeiter, die hier früher arbeiteten, erinnert. Info: www.viertelfestival.at
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