Chronik/Niederösterreich

Neuer Anlauf für umstrittenes Heurigen-Projekt

Seit 2005 versucht der Klosterneuburger Winzer Leopold Kerbl – er ist auch ÖVP-Gemeinderat und Obmann des lokalen Weinbauvereins – einen Heurigen im Grünland beim Stadtfriedhof zu errichten. Es ist kein Großheuriger, aber auch kein Kleinbetrieb: 160 Sitzplätze sind im Lokal vorgesehen, dazu kommen rund hundert Plätze im Gastgarten.

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Nachbarn fürchteten um ihre Ruhe und bekämpften das Projekt an mehreren Fronten – juristisch im Bauverfahren und politisch mit Resolutionen bei Stadtgemeinde und Land. Es kam zu einem Mediationsverfahren, in deren Rahmen Kerbl auf viele Forderungen der Nachbarn einging. Unter anderem wurden Parkplätze verlegt und eine geplante Terrasse aus dem Projekt gestrichen. Trotzdem wurden sämtliche Bescheide von den Nachbarn beeinsprucht; der Winzer darf seinen Heurigen bis heute nicht bauen.

Transaktionen

Jetzt hat Leopold Kerbl seine Strategie geändert: Das Grundstück wurde geteilt und gehört dem Winzer nun gemeinsam mit seinem Sohn: „Der soll den Betrieb schließlich einmal übernehmen“, sagt Kerbl. Vor allem aber wurden an der Grundstücksgrenze zu den Nachbarn zwei Streifen abgetrennt: „Das hat mir gemeinsam mit meiner Frau gehört, jetzt ist es alleine ihr Grund“, erklärt der Winzer. Diese Transaktion hat Einfluss auf das Bauverfahren, denn die Nachbarn sind jetzt keine direkten Anrainer des Baugrundstücks mehr und fallen um damit verbundene Rechte um.

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Unter diesen Voraussetzungen hat Kerbl um ein neues Bauverfahren eingereicht. Das Verfahren ist im Laufen; Baudirektor Manfred Fitzthum rechnet mit einer Entscheidung bis Ende Februar.

Kritik kommt vom grünen Stadtrat Sepp Wimmer – er spricht von „Trickserei“ und einem „Geheimprojekt“ und meint, ein Gemeinderat dürfe sich solcher Methoden nicht bedienen. Kerbl kontert, er wolle nach neun Jahren Verfahrensdauer lediglich seine Rechte wahren.