Chronik/Niederösterreich

Kirchen-Outing rechtlich bedenklich

Da haben wir ein Datenschutz-Problem": Der Fall eines Pfarrers aus der Weinviertler Gemeinde Sitzendorf an der Schmida, der die Namen der Ausgetretenen im Pfarrblatt veröffentlichte (der KURIER berichtete), ist rechtlich eine heikle Sache. Denn: "Da liegt kein öffentliches Interesse vor", sagt Eva Souhrada-Kirchmayer von der Datenschutz-Kommission. "Und die Betroffenen haben dem nicht zugestimmt." Würde einer der Geouteten also klagen, stünden die Chancen gut.

Bloßgestellt

In der Gemeinde ist die Veröffentlichung der acht "schwarzen Schafe" ein großes Thema. "Das sind einfach zu persönliche Informationen", sagt Greißlerin Veronika Müller. "Das ist nicht korrekt. Dass die Betroffenen sauer sind, ist nachvollziehbar", meinen Jürgen Schraml, ein ehemaliger Ministrant, und sein Bekannter Manuel Wolf. "Die Leute sind öffentlich bloßgestellt worden. In so einer kleinen Ortschaft ist das ein Problem", ist eine Passantin überzeugt. Und auch Kurt Resel sieht die Sache so: "Persönliches soll persönlich bleiben. Obwohl: Mich hätt’s nicht gestört, ich bin schon vor Jahren ausgetreten."Pfarrer Nicolaas Janssens gibt zu: "Das war nicht sehr feinfühlig von mir. Ich wollte niemanden kränken." Er hat sich bereits bei den Betroffenen per Brief entschuldigt. Und er will auch in den kommenden Pfarrnachrichten im Februar nochmals sein Bedauern aussprechen. "Im Nachhinein ist man immer klüger." Obwohl: "Auf der einen Seite will man, dass alles transparent ist. . ."

Korrekte Statistik

Unterstützung bekommt der Geistliche von treuen Kirchgängern. "Unser Pfarrer ist ein korrekter Mensch, er wollte einfach eine umfassende Jahresstatistik veröffentlichen", sagt Hiltigund Schreiber. "Wir sind glücklich, dass wir ihn haben. Das Geschehene tut ihm leid. Aber wir stehen hinter ihm."