Keramik-Tradition gerettet
Der wahre Wert, den die Lebenhilfe-Werkstatt Scheibbs darstellt, wird mit Sicherheit schwer unterschätzt. Die Behindertenwerkstätte rettete vor 25 Jahren nicht nur die Tradition der weltweit anerkannten „Scheibbser Keramik“. Mittlerweile ist das einzigartige Tonwerk wieder zum internationalen Botschafter für das Ötscherland geworden. Und für die 18 behinderten Mitarbeiter ist die Arbeit in der Keramikwerkstatt bei Weitem mehr als nur Beschäftigungstherapie.
„Die Stadt drohte 1987 die Scheibbser Keramik zu verlieren. Jetzt erwirtschaften die betreuten Mitarbeiter hier eine beachtliche Wertschöpfung und halten die Tradition eines Kulturguts hoch“, zollt Bürgermeisterin Christine Dünwald der Tageswerkstätte viel Respekt. Krüge, Tassen, Teller und Tonbecher mit der eigenwilligen, dezenten Engobemalerei sind zu beliebten Exportartikeln der Bezirksstadt geworden. In alle Kontinente werden die händisch verarbeiteten und verzierten Gegenstände verschickt.
„Pro Jahr sind es alleine rund 3500 Häferl, die wir produzieren. Keine Ahnung wie viele Krüge und Teller dazukommen“, schildert Werkstättenleiter Johann Kreimel. Mit drei Betreuern und 18 Beschäftigten, die täglich in die Werkstätte gebracht werden, verarbeite man im Jahr beachtliche sieben Tonnen weißen Ton.
In der alten historischen Keramikmanufaktur (sie birgt jetzt das private Keramikmuseum) erlernten viele der jetzigen Klienten schon vor 25 Jahren das Gießen und Drehen des Tongeschirrs. 2005 übersiedelten sie in die neu erbaute Werkstatt, in der drei Brennöfen betrieben werden. Das dort eingerichtete Verkaufsgeschäft ist ein Fixpunkt für Touristen und Keramikfans. „Der Hauptteil der Keramik wird hier verkauft und bringt einen beachtlichen Teil der Werkstattkosten herein“, bestätigt Regionalleiter David Habichler.
Auch Großaufträge schrecken die Scheibbser Keramiker nicht ab. So wird schon jetzt an 3500 Schalen für den Wiener Bauernbundball im Jahr 2014 gearbeitet. Das Tongut ist als Damenspende vorgesehen.