Keine Blockade, aber weiter Widerstand
Mit Argusaugen wurde gestern die Demontage der Ybbstalbahngleise beobachtet. Tatsächlich hielten sich die Aktivisten zur Rettung der Bahn an ihre montägige Zusage und blockierten die Arbeiten nicht mehr. Eine Woche lang verhinderten auf den Gleisen sitzende Demonstranten den Abbau.
Wie vom KURIER berichtet, machte der Obmann des Ybbstalradwegvereins, Martin Ploderer, Montag klar, dass die Kosten für mutwillige Verzögerungen bei der Demontage nun eingeklagt werden. Den Bahnfreunden bot er für touristische Dampfzugfahrten die Nutzung des Nebenastes Waidhofen-Ybbsitz an. "Der Polier der Baufirma hat die ganze Bahnstrecke überprüft, es waren keine Demonstranten da", berichtete Ploderer gestern. Für Gespräche mit den Bahnaktivisten über künftige Vorhaben auf dem 11,7 km langen Schienenstrang nach Ybbsitz stehe der Radverband zur Verfügung. Klar sei, so Ploderer, dass sein Verein keine Kosten für die künftige Museumsbahnstrecke tragen könne.
Siegfried Nykodem, Sprecher der Bahnfreunde, ließ in einer Stellungnahme aber weitere Kampfeslust durchblitzen. Man habe sich der "Macht weisungsgebundener Beamten" ergeben müssen, meinte er. Über Anwälte strebe man bei der EU ein "Rückabwicklungsverfahren zur Übernahme der Nebenbahnen" an. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz bekam von Bahn-Aktivist Karl Piaty persönlich ein Ybbstalbahn-Dosier überreicht.Nykodem, der Obmann des Nostalgiebahnvereins Club 598 ist, hat aber noch eine andere Front offen.
Bis November darf der Club seine historische Dampflok Y.v.2 (117 Jahre alt) in einer provisorischen Remise am Waidhofener Bahnhofsgelände parken. Das Gelände gehört der NÖ Verkehrsgesellschaft NÖVOG. Auf die Landesgesellschaft ist auch ein möglicher künftiger Museumsbahnbetrieb angewiesen. Denn auf zwei Kilometer Ybbstalbahn innerhalb der Stadt Waidhofen, zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bahnhof Gstadt, betreibt die NÖVOG die Waidhofener Citybahn als öffentliches Verkehrsmittel. Und eine touristisch vernüftige Nostalgiebahn muss einfach auch das denkmalgeschütze Viadukt über der Waidhofener Altstadt befahren dürfen. Verhandlungsgeschick und Diplomatie wird von beiden Seiten gefordert sein.