Kampf gegen 110-KV-Leitung: Betreiber überrascht Bürger
Von Peter Gruber
Betretungsverbot! Die Abneigung gegen die Wiener Netze zeigt sich in der Kottingbrunner Rote Kreuz-Siedlung auf Transparenten und Plakatständern – in fetten Lettern und unterstrichen.
Grund für die mangelnde Gastfreundschaft: Eine 110-KV-Leitung über der Siedlung. Die Bürger wünschten eine Verlegung der 1959 genehmigten Hochspannungsleitung unter die Erde, die Wiener Netze kündigten aber einen weit günstigeren Seiltausch an – was den Status quo für die Lebensdauer der Leitungen von 60 Jahren prolongieren könnte. Seit fünf Jahren wird diskutiert, jetzt schafft der Netzbetreiber Tatsachen: Am Montag begannen Trupps überraschend mit den Arbeiten – schon am Wochenende könnte der Spuk vorbei gutem Wetter vorbei sein.
Betretungsverbot? Pustekuchen! "Wir haben es jenen Bewohnern, auf deren Grundstücke Masten stehen, mitgeteilt, dass wir kommen. Bis jetzt hat uns noch niemand den Zutritt verweigert", meint Wiener Netze-Sprecher Christian Neubauer. Und selbst wenn: Die Bautrupps können mit kleinen Gondeln über die Leiterseile von Mast zu Mast, ohne auf die Grundstücke zu müssen – berechtigt ist man dazu durch Servitute ohnehin.
"Weiter verhandeln"
Auch der Gemeinde ließen die Wiener Netze keine Möglichkeit, einzugreifen. Öffentliche Flächen werden für den Seiltausch nicht benötigt. Auf die Gefahr einer verweigerten Zustimmung ließ man sich erst gar nicht ein.
"Wenn die Wirtschaft mehr zählt, als die Gesundheit, dann haben wir verloren", meint Alexander Hunyadi, Sprecher der Bürgerinitiative Aktion Himmelblau. Trotz der Arbeiten will er die Hoffnung auf ein Erdkabel nicht aufgeben: "Jetzt ist die Politik gefragt." Neo-Bürgermeister Christian Macho (ÖVP) sieht das ähnlich: "Letztlich geht es darum, wer für die Kosten aufkommt. Wir werden jedenfalls weiter sachlich und konstruktiv verhandeln."