Jahrhundertprojekt bietet Stadt Chancen und neues Gesicht
Beim 100 Millionen Euro schweren Ausbau des Ostteils des Amstettener Bahnhofes startet heute eine weitere entscheidende Etappe. Die Reichsbrücke, die wichtigste Überfahrt der Stadt über die Westbahn, wird wegen des Neubauabschlusses für ein Monat gesperrt. Tausende Autofahrer werden täglich großräumige Umleitungen im Osten der Stadt in Kauf nehmen müssen.
Bis zum Abschluss der aufwendigen Anbindung des Bahnknotenpunktes an das neue viergleisige Westbahnnetz im Herbst 2014 wird sich im gesamten östlichen Stadtteil beim Bahnhof aber noch gewaltiges abspielen. Noch im Frühsommer soll etwa der historische „Eiserne Steg“, der noch an Kaiserzeiten erinnert, für immer verschwinden. Die Stadt verzichtete aus Kostengründen auf einen neuen Steg und handelte bei den ÖBB dafür bei der Reichsbrücke einen zusätzlichen sicheren Fuß- und Radweg aus.
Neuer Stadtteil
Aber auch städteplanerisch stehen in dem Gebiet um den früher riesigen Frachtenbahnhof bedeutende Änderungen ins Haus. „Hier werden große Flächen der ÖBB frei. Da ergeben sich spannende Zukunftschancen“, sagt Bürgermeisterin Ursula Puchebner, SPÖ. Obwohl nicht Grundeigentümer, hat die Stadt deshalb auch Geld in die Hand genommen um mit den ÖBB europäische Top-Architekten im „Europan-Wettbewerb“ über ihre Ideen für diesen Stadtteils zu befragen. Konkret geht es um vier Projektstandorte im Ausmaß von 35.000 Quadratmeter. Ob noch weitere 50.000 dazu kommen, haben die ÖBB noch nicht endgültig entschieden, berichtet Stadtbaudirektor Manfred Heigl. „Die Bahn und wir sind natürlich daran interessiert hochwertige Gründe für hochwertige Betriebsansiedelungen zu schaffen“, sagt Heigl. Führten einst die Bahngleise in den Vorstädten durch verwucherte Lagerstätten und Böschungen, so nutzen die modernen Städtebauer diese Siedlungsteile nun als Repräsentationsflächen und Schaufenster. Auch Amstetten soll mit diesem hier vom hässlichen Entlein zum prächtigen Schwan werden. Im Herbst werden die Europan-Architekten ihre Vorschläge preisgeben. Richtig zur Sache wird es aber frühestens ab 2015 gehen.
Waren im letzten Jahrhundert die Landschaftsplaner und Flussbauer bestrebt das Wasser in steinernen Trögen möglich rasch abzuleiten, so werden heute gewaltig Geldsummen aufgewendet, um den Flüssen wieder Leben einzuhauchen. Beim Life-Projekt „Ybbsknie“ in Amstetten werden derzeit auf vier Kilometern Länge 3,6 Millionen Euro verbaut.
>Mit Nebenarmen, Inseln und Schotterbänken bekommt die Ybbs im Stadtteil Allersdorf einen völlig neuen Charakter. Tier und Mensch werden nach den Baumaßnahmen einen neuen Natur- und Erholungsraum vorfinden, kündigte Amstettens Bürgermeisterin Ursula Puchebner an.
Finanziert von der EU, dem Bund, dem Land NÖ, der Stadt und dem NÖ Fischereiverband gelten die Rückbaumaßnahmen an der Ybbs als Vorzeigeprojekt. Beim Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt lobte Landesrat Stephan Pernkopf die gelungene Kooperation vieler Institutionen bei dem Vorhaben. NÖ sei bei den EU-LifeProjekten bundesweit mit Abstand am aktivsten, sagte Pernkopf. Von 80 österreichischen Projekten finden sich 45 im Land unter der Enns. 80 Millionen Euro seien schon nach NÖ geflossen.