Ins Kostüm von Karl Markovics schlüpfen
Von Marlene Penz
Hermine Nußbaumer ist die Leiterin des Kostümverleihs des Landestheaters Niederösterreich. Wer ein Kostüm sucht, wendet sich an sie – egal ob für Theater, Ballbesuch oder Faschingsgschnas.
KURIER: Sie arbeiten seit fast 19 Jahren im Landestheater, vor fünf Jahren haben Sie die Leitung des Kostümverleihs übernommen. Was findet man in Ihrem Fundus?
Hermine Nußbaumer: Es sind die Kostüme vergangener Produktionen am Landestheater, die hier lagern. Zum Teil sind sie selbst genäht von den Schneiderinnen des Hauses, zum Teil externe Spezialanfertigungen. Wenn eine neue Produktion anläuft, dann wird hier als erstes nachgesehen, ob es etwas Passendes gibt – zumindest bei den Proben wird aus dem Fundus bestückt.
Also findet man hier Kostüme, die bekannte Schauspieler getragen haben?
Ja genau, es waren zum Beispiel Karl Markovics, Gerald Votova, Johannes Silberschneider oder Nicole Beutler schon bei uns. Es kann also sein, das man dann dasselbe trägt, wie die Schauspieler auf der Bühne. Unser Fundus besteht mittlerweile aus über 2500 Teilen. Einige davon sind aber wirklich sehr wertvoll und kostspielig, besonders die Jahrhundertsachen und die Rokoko-Kostüme.
Kann man sich die auch als Privatperson ausleihen?
Ja, auch diese kann man sich ausborgen, da gibt es auch keinen preislichen Unterschied. Pro Woche und Kostüm bezahlt man 50 Euro. Da ist aber alles dabei, also vom Schmuck oder der Federboa bis zur Perücke, den Schuhen oder dem Zylinder, je nachdem was man braucht.
Was sind die beliebtesten Kostüme?
Also zu uns kommen vor allem Laientheatergruppen, die wollen ganz unterschiedliche Sachen. Bei den Privatpersonen herrscht zu Fasching Hochsaison – auch wegen den Bällen, wir verleihen auch Smoking und Frack. Außerdem sind Mottopartys an Geburtstagen sehr beliebt, viele kommen und borgen sich dafür etwas aus, zum Beispiel 20er-Jahre-Kleider. Auch für den Life Ball kommen viele zu uns.
Bei mehr als 2500 Kostümen, wie finden Sie da das Gewünschte?
Also das ist nicht schwer, es müssen sich ja auch meine Kolleginnen zurecht finden, deshalb ist alles sortiert. Zuerst einmal gibt es einen Damen- und einen Herrenfundus, dann ist nach Epochen geordnet. Die Anzüge sind in kariert, gestreift oder einfärbig sortiert. Alle Roben hängen beieinander, alle Uniformen und alle Kinderstücke.
Und verkleiden Sie sich selbst auch gerne?
Also eigentlich nicht, ich gehe auch nicht gerne auf ein Faschingsgschnas. Meine Arbeit mache ich aber wirklich gerne und es macht Spaß, andere einzukleiden. Und viele Kostüme, die wir hier im Fundus haben, sind wirklich eine Pracht.