Chronik/Niederösterreich

Im Rollstuhl zur Olympiade

Man kann entweder den Kopf in den Sand stecken und verzweifeln oder man kann das Beste daraus machen“, sagt Sabine Weber-Treiber und lächelt. Das Schicksal der 33-Jährigen hätte viele Menschen wohl zu ersterer Variante getrieben, doch die Mödlingerin nahm ihre Querschnittslähmung zum Anlass für unglaubliche Erfolge. In vier Jahren schaffte sie es von der Intensivstation zu den Paralympischen Spielen nach London.

Vor 13 Jahren erleidet die junge Frau einen schweren Verkehrsunfall. Die Wirbelsäule ist betroffen, doch die Heilung ist anscheinend vollkommen. Aber nur anscheinend. Dann vor viereinhalb Jahren der Zusammenbruch. Eine Viruserkrankung setzt sich im Rückenmark fest. Sabine Weber-Treiber bricht zusammen, findet sich in der Intensivstation wieder. „Es war kritisch, ich hätte sterben können. Anfangs konnte ich nicht einmal die Hände bewegen.“

Entschluss

Erst nach Monaten kann sie aus dem Krankenhaus entlassen werden. Doch nur im Rollstuhl. Denn die Entzündung hat zu einer Querschnittslähmung geführt. Sie akzeptiert ihr Schicksal nicht nur – es wird Anlass für eine große Idee: Sabine Weber-Treiber will als Spitzensportlerin an den Olympischen Spielen teilnehmen.

Sportlich sei sie schon immer gewesen, „aber nicht auf professionellem Niveau. Ich bin vorher viel gelaufen, jetzt ist eben das Wasser mein Element.“ Wenige Monate, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, beginnt sie mit dem Training. Und das nebenbei, denn ihren Beruf als Bankberaterin übt sie weiterhin aus. Und zuhause gibt es ihren Ehemann und einen kleinen Sohn.

Frühmorgens vor und abends nach dem Büro dreht sie nun ihre Runden im Schwimmbecken. Im Winter im Bundesleistungszentrum Südstadt, im Sommer im Mödlinger Freibad, wo die Gemeinde eine Bahn für sie reserviert. „Für uns war das eine Selbstverständlichkeit“, sagt Sportstadtrat Robert Mayer.

Trainingsfleiß

„Es gab lustige Momente. Einmal hat mich eine Dame gefragt, ob ich das zum Spaß mache, weil ich jeden Tag so viel schwimme“, sagt Weber-Treiber. Spaß war es allerdings keiner, denn pro Woche wurden bis zu 60 Kilometer im Becken zurück gelegt. Dazu kam noch das „Trockentraining“. Weber-Treiber: „Gern fahre ich mit dem Rollstuhl auf den Anninger. Da überhol’ ich manchmal auch die Mountainbiker.“

Die Schinderei hat sich ausgezahlt: In London holt sie bei ihrer ersten Paralympics-Teilnahme über 100 Meter Brust den vierten Platz. Inmitten eines Feldes von Profisportlerinnen. „In London war eine unglaubliche Stimmung. Es gab keinerlei Berührungsängste mit Behinderten“, strahlt sie.
Auch privat gab es in London eine Überraschung: Kurz vor dem Rennen erfährt sie, dass sie im dritten Monat schwanger ist. Im März wird Sabine Weber-Treiber ihr zweites Kind zur Welt bringen. Und dann ist da noch das Training für Rio 2016...