Die blanke Wut in den Hochwassergebieten
Ich bin in einer neuen Whatsapp-Gruppe. Das ist einerseits etwas mühsam, weil ich in zehn anderen auch schon bin, andererseits ganz toll, weil sich hier die Hausgemeinschaft zusammengefunden hat.
Uns hat das Hochwasser ebenfalls erwischt. Die Wohnhausanlage befindet sich in der Nähe der Traisen, Keller und Garage wurden geflutet. Andere sind freilich von der Flut viel schlimmer betroffen als wir, diese dramatischen Bilder werde ich nie mehr vergessen.
Jedenfalls hat uns das Wasser zusammengeschweißt. Es gab echte Nachbarschaftshilfe, gemeinsam wurde angepackt und danach das eine oder andere Bier getrunken. In der Whatsapp-Gruppe, die aus dem Hochwasser heraus entstand, halten wir uns jetzt auf dem Laufenden.
Gemeinsam hatten wir auch eine Sammelbox gefüllt, um uns mit allerlei Süßigkeiten bei der Feuerwehr zu bedanken. Einsatzkräfte aus der Stadt Salzburg waren nach St. Pölten geeilt, ohne ihre Pumpen wäre die Verzweiflung noch größer gewesen.
Auf der Box, die auf einem Fensterbrett in der Wohnhausanlage stand, befand sich ein Dankesschreiben. Kurz vor der Übergabe war die Schachtel plötzlich weg. Jemand hatte sie gestohlen, am helllichten Vormittag. Wir sind uns sehr sicher, dass es kein Streich oder ein Versehen war.
Pure Verachtung
Es sind nicht nur die katastrophalen Folgen des Hochwassers, die für Entsetzen sorgen. Auch jene Menschen, die in dieser schwierigen Zeit das Leid der Opfer schamlos ausnutzen, machen sprachlos. Es gibt Berichte über falsche Feuerwehrleute, die von Tür zu Tür gingen, um Spenden zu sammeln. Zudem wurden Diebe gesichtet, die in Gärten eindrangen, um Gegenstände zu stehlen, die zum Trocknen in der Wiese lagen.
Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich diese Kriminellen verachte.