"Helfer vor den Kopf gestoßen"
Die spontane Verlegung von zwölf jungen Flüchtlingen von Wilhelmsburg nach Mistelbach sorgt für Empörung und Unverständnis. Die syrischen Burschen wurden seit sieben Monaten von zahlreichen Ehrenamtlichen in der Stadt umsorgt. Die Firma SLC Europe war als Betreiber der mit dem Namen "Schutzhaus" bezeichneten Flüchtlingsherberge eingesetzt. Weil es Probleme gab, die verpflichtende 24-Stundenbetreuung aufrecht zu erhalten, wurden die unbegleiteten Minderjährigen in eine neue Umgebung umgesiedelt.
Geschockt und mit versteinerter Miene bestiegen die Jugendlichen Montagfrüh mit ihren wenigen Habseligkeiten zwei Busse. Eine kleine Gruppe von Helfern musste das Schauspiel hilflos beobachten. "Jetzt hatten sie sich einen Freundeskreis aufgebaut, gingen in der Umgebung in Schulen und hatten sich in der Stadt eingelebt und plötzlich werden sie weggebracht. So kann Integration nicht funktionieren", ist Matthias Steinperl vom Verein "Frei-Kultur-Körper Wilhelmsburg enttäuscht. Der Verein fungierte als Plattform, über die andere Gruppen und Bürger ihre Benefizaktionen für die jungen Syrer abwickeln konnten.
Aktivitäten
Wanderungen, Hallenfußball, Teilnahmen an Stadtläufen und vor allem die gleich zu Beginn im vergangenen Sommer professionell organisierten Deutschkurse schweißten die Einheimischen und die jungen Asylwerber zusammen. "Jetzt hat man viele Helfer vor den Kopf gestoßen und desillusioniert und den Jugendlichen wahrscheinlich erneut geschadet", meint Bernhard Higer. "Für ohnehin traumatisierte Menschen ist so etwas eine Katastrophe", ist die Psychotherapeutin Elisabeth Steinperl überzeugt.
SLC-Europe habe wirtschaftliche Interessen vor das menschliche Wohl gestellt, beklagen die Aktivisten . Notfalls hätte man Spenden gesammelt oder bei der Betreuung geholfen, "aber mit uns hat niemand geredet", berichten die Helfer.
Betreuung
Im Büro des zuständigen Landesrates Maurice Androsch, SPÖ, verweist man auf dringenden Handlungsbedarf. "Die Einhaltung des Betreuungsschlüssels bei unbegleiteten Minderjährigen ist sehr wichtig", heißt es.