Hecht-Biss: Gemeinde droht Klage
Von einem Hecht im Badeteich mehrfach tief ins Bein gebissen, musste der siebenjährige Kilian im Spital St. Pölten zwei Mal operiert werden. Eine weitere kleine OP steht noch aus. Der Vorfall, er ereignete sich Anfang Juni im Naturbade-Paradies "Pielachtaler Sehnsucht" in Hofstetten-Grünau (NÖ), könnte nun die Gerichte beschäftigen. Denn die Eltern des Buben stellen über ihren Anwalt eine Schmerzensgeldforderung an die Gemeinde als Betreiber des Badesees.
In der rechtlichen Einschätzung des Zwischenfalls haben Hofstettens Bürgermeister Arthur Rasch und Kilians Anwalt Michael Hofbauer aber völlig unterschiedliche Ansichten. "Die Schilder ,Baden auf eigene Gefahr‘ vermitteln klar, dass jeder in eigener Verantwortung den See nutzt. Hechte gibt es in den Kärntner Seen genauso, wie im Ratzersdorfer See in St. Pölten", sagt Rasch. Die Gemeinde habe zwar eine Haftpflichtversicherung für Unfälle in ihren öffentlichen Anlagen, doch die zahle nur, wenn ein Vorfall ausjudiziert worden ist, erklärt der Ortschef. Rasch hat den Fall ebenfalls an den Rechtsanwalt der Gemeinde weitergeleitet.
Warnschild
Anwalt Hofbauer interpretiert die Warnschilder anders. "Das Schild warnt vielleicht einen Nichtschwimmer, dass er nicht damit rechnen kann, gerettet zu werden. Aber, dass man von einem Hecht gebissen wird, damit muss man nicht rechnen", sagt er.
Die Höhe der Schmerzensgeldforderung kann Hofbauer noch nicht benennen. Sie werde aber nicht übermäßig sein und wird von einem medizinischen Gutachter berechnet. Bei der noch ausstehenden Operation sollen die Narben an Kilians Bein versorgt werden, erklärt der St. Pöltener Advokat.
Eintritt frei
Das Argument, dass die Gemeinde ein spezielle Haftung habe, weil sie auch Eintritt von den Badegästen verlangt, lässt der Bürgermeister im aktuellen Fall nicht gelten. Am Tag des Hecht-Bisses gab es ein Fest bei freiem Eintritt am Gelände. Die Gemeinde verlangt erst ab 1. Juli Eintrittsgeld, wobei man heuer abwartet, wie groß der Zuspruch der Gäste ist. Von aggressiven Fischen sollte im See keine Gefahr mehr ausgehen. Zehn Hechte, alle rund einen Meter groß, wurden nach dem Vorfall aus dem Wasser gefischt. "Kleine Hechte sind noch drinnen; wir brauchen den Raubfisch, um die gute Wasserqualität zuhalten", erklärt Rasch. Eine Gewässer-Ökologin soll weitere Maßnahmen zum Schutz der Badegäste prüfen.