Chronik/Niederösterreich

Hausdurchsuchung im Multiversum

In den Skandal um das Veranstaltungszentrum Multiversum in Schwechat kommt erneut Bewegung. Das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) hat am heutigen Dienstag kurz vor neun Uhr eine Hausdurchsuchung in dem Gebäude durchgeführt. Zwölf Beamte kamen mit einem Hausdurchsuchungsbefehl und sichteten in den Gebäuden des Multiversum und Multitraining Unterlagen und digitale Daten. Die Emittlungen füllten Kisten mit Ordnern, sie konzentrieren sich vor allem auf Mitschriften und den Mailverkehr. Der Durchsuchungsbefehl betraf vor allem Unterlagen zweier ehemaliger Geschäftsführer des Multiversums.

Behördlich ermittelt wird hinsichtlich deutlich höherer als ursprünglich veranschlagter Bau-und Betriebskosten, im Zusammenhang mit einer Darlehensvergabe geht es um Betrug und Untreue.

Multiversum-Geschäftsführer Peter Simersky wurde kurz vor Eintreffen der Ermittler ins Multiversum bestellt: "Ich habe den Beamten volle Kooperation zugesagt. Für mich ist das okay, damit kann man den Fall strafrechtlich abschließen", so Simersky zum KURIER. Parallel zu den Auswertungen des gesicherten Materials werden laut Simersky nun die beteiligten Personen einvernommen, auch er selbst wird als Zeuge befragt.

Der Schwechater Bürgermeister Gerhard Frauenberger (SPÖ) wurde von den Vorgängen im Urlaub überrascht.

"Es wundert mich, dass die Hausdurchsuchung nicht schon früher passiert ist, weil wichtige Unterlagen in der Zwischenzeit möglicherweise entfernt wurden", sagt ÖVP-Klubchef Lukas Szikora, "aber besser spät als nie". Die ÖVP sichert Geschäftsführer Simerksy volle Unterstützung zu.

Explodierte Baukosten

Schwechat steht schon lange im Focus der Ermittler. Wie berichtet, sind die Baukosten der Eventhalle von 30 auf rund 50 Millionen Euro explodiert. Ex-Bürgermeister Hannes Fazekas (musste bereits zurücktreten) und seinem stellvertretenden Stadtamtsdirektor Franz Kucharowits (wurde in Frühpension geschickt) wird unter anderem vorgeworfen, Haftungserklärungen sowie Verträge ohne Zustimmung des Gemeinderats geschlossen zu haben. Beide beteuerten bisher gegenüber dem KURIER stets ihre Unschuld. Die Umschuldung eines 25 Millionen Euro schweren Kredits trug dazu bei, eine der reichsten Städte des Landes in Schieflage zu bringen. Schwechats aktueller Schuldenstand liegt bei 79 Millionen Euro. Der Rechnungshof hat das Projekt zerpflückt, seit 2012 ermittelt das BAK gegen sechs Beschuldigte.