Chronik/Niederösterreich

Google Maps machte aus einer kleinen Kapelle eine Moschee

Waldkirchen an der Thaya ist kein Tourismusmagnet. Obwohl die 535-Seelen-Gemeinde im nördlichen Waldviertel Ruhe und unberührte Natur bietet, verirren sich nur wenige Besucher hierher. Beschränkt sich die Infrastruktur doch auf ein Gasthaus, eine Lagerhausfiliale und eine zwei Mal pro Woche besetzte Raiffeisenkasse. Übernachtungsbetrieb gibt es (noch) keinen. Und abgesehen vom ein Mal jährlich stattfindenden Piraten-Ferienspiel "Käpt’n Dros" hat man auch kaum nennenswerte Attraktionen zu bieten. Der 99 Kilometer lange Radweg entlang der ehemaligen Franz-Josefs-Bahn ist noch der größte Frequenzbringer. Bis jetzt.

In letzter Zeit sieht sich Bürgermeister Rudolf Hofstätter (ÖVP) nämlich mit überraschenden Anfragen konfrontiert. Fahrrad-Touristen machen extra in Waldkirchen Halt, um die örtliche Moschee zu besichtigen.

Irritationen

Im ersten Moment verstand der Ortschef nur Bahnhof. Befinden sich die nächstgelegenen muslimischen Gebetsstätten doch etliche Kilometer entfernt: Laut Islam-Landkarte der Universität Wien etwa in Schrems oder auch in Krems.

Des Rätsels Lösung fand Hofstätter schließlich im Internet. Und zwar auf Google-Maps, wo die kleine Ägidiuskapelle – ein Ovalbau aus dem 14. Jahrhundert im 30 Einwohner zählenden Ortsteil Gilgenberg – als Moschee ausgewiesen war.

Wie es zu dem kuriosen Irrtum kam, kann sich der Bürgermeister nicht erklären. Und auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) konnte kein Licht in die Sache bringen.

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In der Diözese St. Pölten war man zwar ebenfalls überfragt, ob es sich um einen Fehler, einen Scherz oder eine gezielte Desinformation handelt. Diakon Markus Michael Riccabona schloss nach Rücksprache mit der Pfarre Waldkirchen aber aus, dass in der Kapelle jemals muslimische Feste gefeiert wurden. Gegenüber Google Maps wies man nach der KURIER-Anfrage umgehend auf den Fehler hin und ließ den Eintrag löschen. Trage er doch zur Irritation der Gläubigen bei.

In Waldkirchen nahm man die Sache bis dahin jedenfalls mit Humor. Hofstätter und sein Vize Gerhard Braunsteiner (ÖVP) hätten mit dem Fehler auch ganz gut leben können. "Schließlich ist es nur gut, wenn dadurch der örtliche Tourismus ein bisschen angekurbelt wird."