Chronik/Niederösterreich

Gmünd: Neuer Stadtchef ist erst 27

Seine Antrittsrede im Gmünder Gemeinderat las Andreas Beer noch großteils vom Papier ab. Trotzdem wirkte sein erstes Auftreten souverän und seine Worte bewusst gewählt. „Ich nehme meine neue Rolle mit Respekt und vielen Erwartungen an. Ich will mich mit voller Kraft für die Stadt einsetzen“, betonte der 27-Jährige vor den anwesenden Mandataren.

Der Generationswechsel an der Spitze der Gemeinde ist vollzogen. Beer wurde einstimmig, weil die freiheitlichen Gemeinderäte fehlten, zum neuen SPÖ-Bürgermeister gewählt. In dieser Funktion ist er auch das jüngste Stadt-Oberhaupt Niederösterreichs. Der Ausgang seiner Wahl war zwar wegen der absoluten Mehrheit der Sozialdemokraten klar. Allerdings überraschte dann doch das lupenreine Ergebnis. „Ein einstimmiges Resultat hätten wir uns früher nur wünschen können“, staunte auch Otto Opelka, jüngster Altbürgermeister der Stadt.

Rückzug

Mit seinem angekündigten Rückzug nach knapp 18 Jahren als Bürgermeister ebnete Opelka den Weg für ein junges Gesicht auf dem Chefsessel. Allerdings sind noch viele Bürger skeptisch, ob die Fußstapfen für seinen Nachfolger nicht zu groß sind.

Opelka ist überzeugt, dass der 27-Jährige seine Sache gut machen wird. „Beer hat eine gefestigte Meinung und wird mit neuen Ideen die Gemeinde weiterentwickeln“, schilderte Opelka zuletzt im KURIER-Interview.

Wichtig sei, weniger der Parteilinie zu folgen, als vielmehr an das Beste für die Stadt zu denken. Ob der Neo-Bürgermeister Opelkas Führungsstil beibehalten wird, sei abzuwarten: ÖVP-Vizebürgermeister Gottfried Libowitzky hofft, dass Beer die „gute, parteiübergreifende Zusammenarbeit weiterhin pflegen wird. Ich hatte mit Opelka immer einen beidseitigen, offenen Informationsaustausch. Wir waren bei vielen Terminen gemeinsam“, schildert Libowitzky. Er sieht Beers Wahl als Chance.

„Jugend darf kein Vorwurf sein. Wir sind jedenfalls gespannt, was er macht. Beer weiß, was er an unseren Ideen und unserer Mitarbeit hat“, sagt der Vizebürgermeister. Natürlich habe der neue Stadtchef auch das Recht, einen eigenen Führungsstil zu entwickeln. Beer hat bereits mehrere Vorstellungen, wie er die Gemeinde gestalten will (siehe Zusatzbericht). Eines sei für ihn die Grundvoraussetzung, um zukünftige Entscheidungen zu treffen: „Wir müssen miteinander die Gemeinde weiterentwickeln.“

An seine neue Funktion muss sich SPÖ-Bürgermeister Andreas Beer, 27, erst gewöhnen. „Schon jetzt bin ich auf der Straße, beim Einkaufen oder im Fitnessstudio angesprochen worden, ob ich derjenige bin, der Bürgermeister wird. Das alles ist für mich noch komisch“, sagt Beer. Eines sei ihm wichtig zu sagen. „Ich bleibe weiterhin so wie ich bin.“

In den nächsten Wochen besteht seine Arbeit darin, alle Aufgaben und das Personal kennenzulernen. „Ich bin bereits sehr herzlich im Rathaus empfangen worden. Hier ist eine Aufbruchsstimmung zu spüren“, sagt der Stadtchef.

Konkrete Ziele will Beer noch keine nennen. Dafür sei es derzeit noch zu früh. Schwerpunkte zählte der 27-Jährige aber schon in seiner Antrittsrede auf. Dabei nannte er Seniorengerechtes Wohnen, Verkehrsinfrastruktur, Betriebsansiedlungen und Bildung als wichtige Themen für die Zukunft. Um miteinander Projekte für die Gemeinde entwickeln zu können, seien für ihn auch Bürgerbeteiligungen entscheidend. „Die Bewohner sollen sowohl bei Stammtischen als auch über eine Webplattform mitreden können“, sagt Beer.