Geschichtsträchtiger "Feinspitz" in der Wachau
Von Jürgen Zahrl
Die Wachau gilt als kleines, aber feines Erholungsparadies. Einerseits, weil das schmale Donautal zwischen Emmersdorf und Krems gute Weine und bodenständige Küche zu bieten hat. Andererseits, weil die Region eine malerische Landschaft besitzt und durch die vielen Weinterrassen und geschichtsträchtigen Bauwerke ihre besonderen Reize noch stärker ausspielen kann.
Charmant und unaufdringlich wirkt auch der altehrwürdige "Klosterhof" in Spitz an der Donau, der nach einer Frischzellenkur wieder in prachtvoller "Blüte" steht und durch die Neuübernahme eines Passauer Wachauliebhabers wieder zugänglich wurde. Darin befindet sich nicht nur einer der wohl spektakulärsten Weinkeller Österreichs, sondern auch ein Restaurant, dessen Pächter sowohl italienische als auch traditionell österreichische Küche serviert.
Neuer Besitzer
Speisen
Ihre Speisen sind mal rustikal, mal herzhaft bodenständig oder edel exquisit. Egal, ob italienisch oder österreichisch – beim Küchenchef Franco gibt es keine Geheimnisse. Er kocht nicht hinter verschlossenen Türen, sondern unmittelbar im Lokal.
Einzigartig
Oberirdisch geht das Staunen weiter. Der Raum Habsburg versprüht ein imperiales Flair und besticht durch seine kräftig grüne Wandfarbe. Daneben befindet sich die "Senator’s Lounge", in der auch ein alt aussehender Ofen zu finden ist. Dieser ist ein Nachbau jenes Küchenherds, der auch in "Mariandl"-Filmen – mit Waltraut Haas in der Hauptrolle – vorkommt. Die Schauspielerin zählt auch heute zu den Gästen im Klosterhof. Spätestens wenn man als Gast den urigen Innenhof betritt, fühlt sich die Seele wohl. Augen und Gaumen kommen im Klosterhof nicht zu kurz.
Geschichte: Klosterhof war bayrisch
Es dauerte mehrere Jahrhunderte, bis der Klosterhof so aussah, wie er sich heute präsentiert. Das Gebäude liegt am Ortsanfang von Spitz an der Donau und direkt am ehemaligen Grenzbach „Mystrica“ (Mieslingbach). Denn, was viele nicht wissen, bis ins Jahr 1504 gehörte Spitz zu Niederaltaich in Bayern. Große Mauern bildeten zwischen der Gemeinde Spitz und Weißenkirchen die Außengrenze. Während die Spitzer Winzer ihre Steuern in Landshut entrichten mussten, zahlten die Weinbauern aus Weißenkirchen ihre Abgaben in Wien.
Bis ins 18. Jahrhundert war der Klosterhof – auch als Mieslinghof bekannt – immer im Besitz des Benediktinerstifts Göttweig. „Das Gebäude wurde lange Zeit an Adelige nur verpachtet“, weiß Toni Bodenstein, Bürgermeister von Weißenkirchen, der noch historische Besitzurkunden im Gemeindearchiv liegen hat. Erst im 18. Jahrhundert wurde der Klosterhof aus wirtschaftlichen Gründen verkauft. Über drei Generationen war der Klosterhof im Besitz der Familie Osberger. „Und jetzt schließt sich wieder der Kreis. Mit der Neuübernahme ist das Haus wieder im Passauer Besitz“, sagt Bodenstein.