Chronik/Niederösterreich

Fritzls letzter Coup ist geplatzt

Auch sechseinhalb Jahre nach dem Auffliegen des Mörders und Inzestvaters Josef Fritzl aus Amstetten ist das wirtschaftliche Desaster, das der zu lebenslanger Haft Verurteilte hinterließ, noch nicht aufgearbeitet. Ein vor 2008 von Fritzl mit Partnern geplanter Immobiliendeal mitten in einer Amstettener Wohnsiedlung ist nun jedoch endgültig geplatzt. Mit der Verwertung des Horrorhauses in Amstetten, in dessen Keller Fritzl seine Tochter 24 Jahre lang gefangen gehalten und sieben Kinder gezeugt hatte, hat Masseverwalter Walter Anzböck hingegen seine liebe Not.

Alle Inhalte anzeigen
Das Grundstück einer günstig gekauften Villa in der Waidhofnerstraße wollten Fritzl und Co. mit einem mächtigen Büro- und Wohntrakt mit 15 Einheiten samt Tiefgarage "vergolden". Obwohl die Nachbarn gegen das Projekt Sturm liefen und das Areal in der Hochwasserzone lag, wollte Konkursverwalter Anzböck das Vorhaben weiter verfolgen und setzte den positiven Baubescheid gegen die Stadt durch. Das Land NÖ stoppte das Treiben mit einem negativen Wasserrechtsbescheid, doch Anzböck legte zum Schock der Anrainer Berufung ein. Nun ist der monströse Bau endgültig vom Tisch. Anzböck bestätigte gegenüber dem KURIER den Verkauf des Grundes. Die neuen Besitzer haben schon Gestrüpp und morsche Zaunreste weggeräumt. "Wir haben darauf bestanden, dass das Großprojekt endgültig verschwindet. Wir wollen hier ein kleines Häuschen errichten, so das genehmigt wird", sagen die neue Besitzerin und ihr Mann, die anonym bleiben wollen. Dass das Grundstück Fritzl gehört hat, spiele in ihren Überlegungen keine Rolle, "für uns ist es die Zipfinger-Villa", meint die neue Eigentümerin in Erinnerung an frühere Besitzer.

Erleichterung

Alle Inhalte anzeigen
Am Amstettener Stadtbauamt ist das konfliktfreie Ende des letzten Fritzl-Coups noch gar nicht bekannt, wie Baudirektor Manfred Heigl erklärt. Erleichtert sind jedenfalls die Anrainer. "Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagt Otto Popp.

Größere Probleme dürfte Masseverwalter Anzböck mit dem Verkauf des Fritzl-Wohnhauses in der Ybbsstraße haben. Obwohl der Horrorkeller 2013 mit Beton gefüllt wurde, hat sich bislang kein Käufer gefunden. Privatinteressenten gäbe es. Von einer Versteigerung, wie das ein Gratisblatt vermeldete, weiß der Advokat nichts. Kritik übt Anzböck an der Stadt, die unkooperativ versuche, den hinteren Teil des Fritzl-Grundes günstig ins öffentliche Gut einzukaufen.

Alle Inhalte anzeigen
Dies, obwohl er während des Massezeitraums die gesamte Öffentlichkeitsarbeit von der Stadt fern gehalten habe. Den Vorwurf weist Stadtamtsdirektorin Beatrix Lehner zurück. Das angebliche Interesse am Fritzl-Garten will sie nicht kommentieren. Generell sei man stets bemüht, Gründe für Projekte zu vernünftigen Preisen zu kaufen.