Chronik/Niederösterreich

Franziskanerinnen wollen nicht mehr schweigen

Die sonst von den Schwestern im Orden der Franziskanerinnen geübte Zurückhaltung hat ein Ende. Man will das Leid der jungen Asylwerber nicht mehr akzeptieren. Die jungen Burschen und Mädchen haben in den Klosterschulen des Ordens mehrjährige erfolgreiche Ausbildungsjahre absolviert. Doch jetzt, auch oft kurz vor dem Abschluss, häufen sich Abschiebungen nach negativen Asylbescheiden. In einer Petition an die Regierungen im Bund und Land sowie an die Parlamentarier fordern die Schulbetreiber, Flüchtlingsvereine und Aktivisten einen Abschiebestopp für die Asylwerber in Schulausbildung.

„Es ist völlig unsinnig, gut ausgebildete junge Menschen von der Fremdenpolizei abholen und in ein Flugzeug setzen zu lassen. Unsere Gesellschaft könnte so viel Nutzen von ihnen haben“, sagt Leopold Dirnberger, Direktor der drei Amstettener Wirtschaftsschulen des Ordens. Insgesamt 16 Schüler leben hier mit negativen Asylerstbescheiden in völliger Unsicherheit darüber, wie es mit ihnen weitergeht. Auch in den anderen NÖ Schulen der Franziskanerinnen in Langenlois und Zwettl gibt es solche Schicksale. Kindern und Jugendlichen in Not beizustehen, sei seit der Ordensgründung 1723 eine Hauptaufgabe, sagt die Vertreterin der Generaloberin, Elvira Reuberger.

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Untergetaucht

Als zuletzt zwei Amstettener Schüler, denen nach besten Lernerfolgen und tadelloser Integration die Abschiebung nach Afghanistan bevorstand, aus Angst untertauchten und sich absetzten, kam ein Stein ins Rollen und die Initiative AIA (Asylwerber in Ausbildung) wurde gegründet. „Ich konnte nicht mehr schweigen, es muss etwas geschehen“, sagt Mitinitiatorin und Schulärztin Ester Steininger.

 

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Zunehmend diagnostiziere sie bei den Schülern in Asylverfahren extreme gesundheitliche Belastungen. Schlafstörungen, traumatische Angstzustände wegen der drohenden Abschiebung, gepaart mit Alltagsproblemen und Lerndruck würden Todesängste, Kopf- und Bauchschmerzen bereiten. Auch Depressionen und Suizidgefährdung habe sie festgestellt. Lehrerin Elisabeth Ortner, die ab 2015 Übergangsklassen mit Flüchtlingen und jetzt Asylwerber betreut, bestätigt die Belastungen.

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Unterstützt wird die Petition auch vom Ybbser Verein „Vielfalt nutzen in Ybbs“. Dort würden sich rund um das Schulzentrum ebensolche zynischen Abschiebedramen abspielen, berichtet der Vize-Obmann Hans Müller.