Medizinstudentin legte Baby nach Geburt in Mistkübel, Mädchen starb
Viele hofften auf ein gutes Ende, es gab leider keines: In der Nacht auf Donnerstag hatten Mitarbeiter des Reinigungsdienstes auf einer Toilette am Flughafen Wien-Schwechat ein Wimmern gehört. In einem Mistkübel unter Papierhandtüchern entdeckten sie eine weiße Plastiktasche, in der sich ein Säugling befand.
Rettungsdienst und Feuerwehr kümmerten sich um das Neugeborene, das Mädchen musste an Ort und Stelle reanimiert werden. Die Erstmaßnahmen waren zunächst noch erfolgreich, weil wieder ein Herzschlag festgestellt werden konnte. Von der Mutter fehlte vorerst jede Spur.
Während der Säugling in das Wiener SMZ Ost gebracht wurde, suchte die Polizei im Transitbereich des Flughafens nach der Frau. Dort lag eine stark blutende Nigerianerin auf einer Bank. Sie soll auf einen Anschlussflug gewartet haben. "Die Frau war auf der Durchreise nach Washington", berichtet Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner.
Sauerstoffmangel
Unterdessen kämpften die Ärzte auf der Kinderintensivstation um das Leben des Neugeborenen. Doch es hatte den langen Sauerstoffmangel nicht überstanden. "Wir sind tief betroffen. Die Mitarbeiter haben alles in ihrer Macht stehende getan, um das Baby zu retten", sagte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann.
Auch die 27-jährige Mutter wurde ins SMZ Ost gebracht. Offenbar war die Behandlung allerdings bald erledigt, denn schon am frühen Nachmittag brachte man die Nigerianerin zurück zum Flughafen, wo ihre Einvernahme beginnen sollte. Der Wiener Strafverteidiger Wolfgang Blaschitz übernahm die Vertretung der 27-Jährigen und begab sich nach Schwechat, um bei der Befragung vor Ort zu sein. Diese musste allerdings bald abgebrochen werden.
Seminar in USA
"Meine Mandantin hat immerhin einen Geburtsvorgang hinter sich und ist beeinträchtigt", sagt Blaschitz zum KURIER. Wie der Anwalt im Gespräch mit der Nigerianerin bisher herausfinden konnte, handelt es sich um eine Medizinstudentin, die aus Minsk, Weißrussland, zu einem Seminar in die USA reisen wollte. Unterwegs will die schwangere Frau festgestellt haben, dass sich ihr Kind nicht mehr bewegt. Als bei der Zwischenlandung in Wien auf der Toilette der Geburtsvorgang begann, habe sie angenommen, dass ihr Baby bereits tot auf die Welt kommt und es dann im Mistkübel abgelegt.
Die Erhebungen führt die Staatsanwaltschaft Korneuburg. "Und zwar wegen Tötung eines Kindes bei der Geburt", sagt Sprecher Friedrich Köhl. Es drohen sechs Monate bis fünf Jahre Haft. Eine Obduktion des toten Säuglings wurde angeordnet. Am Abend stellte die Anklagebehörde einen Antrag auf U-Haft, die 27-Jährige wurde ins Polizeianhaltezentrum verlegt, am Freitag soll die Befragung fortgesetzt werden.