Fingerabdruck am Kirchentor hält Diebe ab
Von Markus Foschum
Altehrwürdig zeigt sich das Franziskanerkloster in Maria Enzersdorf (NÖ). Doch hinter den jahrhundertealten Mauern des Wallfahrtsortes steckt modernste Technik. Die neueste Errungenschaft: Die Kirchentüren sind - österreichweit einzigartig - mit Fingerprint-Sensoren versehen. Gläubige erhalten mit einer kurzen Berührung Einlass. Und das rund um die Uhr.
"Ursprünglich haben wir das System aus Sicherheitsgründen angeschafft. Allein im vergangenen Jahr hatten wir fünf Diebstähle", erklärt Pater Thomas Lackner. "Wir wollten uns aber nicht abschotten, das ist nicht Sinn und Funktion einer Kirche."
Die Lösung besteht in einer simplen Berührung mit einem Finger. Was kein Wunder ist, sondern moderne Technik. Die Türen sind jetzt mit Sensoren ausgestattet und öffnen sich - außerhalb der üblichen Öffnungszeiten - mittels Fingerprint, wenn man zum Kreis der Auserwählten zählt. Dafür muss aber nur der individuelle Abdruck einmalig in der Pfarrkanzlei eingelesen werden. "Bis zu 500 Bildpunkte der Fingerkuppe werden registriert. Wir verlangen natürlich auch Namen und Telefonnummer", sagt Lackner. Danach gibt es "Unlimited Access". Pater Thomas Lackner: "Die Kirche ist so rund um die Uhr geöffnet. Wenn jemand etwa spät am Abend von der Arbeit nach Hause kommt und noch fünf Minuten in Stille im Gebet verbringen will, ist das kein Problem. Gott ist so auch in der Nacht zu finden." Anfangs war die Scheu vor der ungewohnten Technik groß, aber "mittlerweile haben sich schon mehr als 200 Personen registriert".
Sicherheitsfrage
Die Technik gibt den Gläubigen auch Sicherheit: Auf dem Weg vom Parkplatz bis in die Kirche gehen dank Bewegungssensoren automatisch energiesparende LED-Lampen an. In der Kirche ist man beim Gebet dank der überwachten Türen vor ungebetenen Besuchern sicher. Von innen lassen sich aber alle Ausgänge öffnen. Das System gibt auch den Mönchen Sicherheit: "Sollte in der Kirche etwas fehlen, kann man mittels Computer abrufen, wer in der Nacht zuvor dort war. Das ist auch eine Versicherungsfrage", sagt Pater Thomas. Bis jetzt hat es aber weder Schwierigkeiten mit registrierten Gästen noch neue Probleme mit Dieben gegeben.
Weiterhin in Betrieb ist trotzdem die vor zweieinhalb Jahren installierte Videoüberwachung in der Kirche und neue Technik-Ideen harren bereits ihrer Umsetzung: "Wir überlegen, Webcams auf dem Friedhof in den Laternen zu installieren. So kann man etwa das Grab der Eltern besuchen, auch wenn man nicht hier wohnt. Auch gegen Vandalismus kann das helfen", meint Lackner.
"Wir wollen ja niemanden beim Beten filmen"
Michael Prüller ist Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn. Ein Gespräch über Fingerprints und Sonntagsöffnungszeiten der Kirche.
KURIER: Fingerprints in der Kirche. Ist das wirklich nötig?
Michael Prüller: Das muss man vor Ort fragen. Prinzipiell wollen wir unsere Kirchen möglichst barrierefrei halten. Gleichzeitig haben wir das Problem, dass häufig Dinge gestohlen werden.
Mittlerweile ist es auch am Sonntag nicht leicht, eine geöffnete Kirche zu finden.
Derzeit haben sicher zu viele Kirchen zu häufig geschlossen. Auch der Kardinal möchte das ändern. Wir schauen darauf, dass bei Renovierungen, immerhin ca. 200 pro Jahr, auch partielle Zugänge geschaffen werden.
Wie hoch ist der Schaden, der der Kirche jährlich durch Diebstähle entsteht?
Es geht um einen vier- bis fünfstelligen Betrag. Opferstöcke werden ebenso gestohlen wie Madonnen, Kerzenleuchter oder Engelsfiguren. Auch Kupferrohre wurden schon entwendet.
Könnte das Fingerprint-Modell Schule machen?
Ich glaube nicht. Wir setzen auch nur wenig Kameras ein. Wenn überhaupt, dann nur im Eingangsbereich. Wir wollen ja niemanden beim Beten filmen. Am schönsten wäre aber, wenn wieder mehr Menschen in der Kirche beten und die Gotteshäuser so seltener unbeaufsichtigt sind.