Chronik/Niederösterreich

Fassaden, Dächer: Neue Regeln für Häuselbauer

Ich habe noch die Worte unseres Bürgermeisters im Ohr, als er sich bei einer Architekturausstellung anerkennend über ein damals neu gebautes Wohnhaus mit Flachdach geäußert hat“, sagt der Grüne Gemeinderat Gustav Rödl. Umso weniger kann Rödl die neuen Tullner Bebauungsrichtlinien nachvollziehen, die heute im Stadtrat sowie in der kommenden Sitzung des Gemeinderats beschlossen werden soll.

„Flachdächer wird es dann nur noch in wenigen, eng umrissenen Zonen geben, Häuser mit Holz als hauptsächliches Fassaden-Element werden gar nicht mehr erlaubt.“ Die „Verursacher“ der neuen Verordnung wähnt Rödl im Bauamt der Stadt: „Der private Wohnbau soll in Schienen gelenkt werden. Bauwerber mit Sonderwünschen werden offenbar als lästige Klienten wahrgenommen.“

Was den Grünen noch mehr stört: „Großbauten sind von den neuen Bestimmungen ausgenommen. Wohnbau-Genossenschaften und Großprojekte wie Feuerwehr-Schule, Einkaufszentrum oder Uni-Ansiedelung dürfen weiterhin bauen, wie sie wollen.“

„Keine Anarchie“

Der für Stadtplanung zuständige ÖVP-Vizebürgermeister Harald Schinnerl kann Rödls Kritik nicht nachvollziehen: „Das stimmt nicht. Was wir jetzt beschließen, ist keine Einschränkung, sondern, ganz im Gegenteil, eine Liberalisierung des Bebauungsplans.“

Konkret gebe es sowohl in der Stadt, als auch in den Katastralgemeinden viele Freiheiten in den Siedlungsgebieten. „Dort sind auch Holzhäuser und Flachdächer kein Problem.“ Einschränkungen habe man dort eingezogen, wo sie notwendig seien: „In den Durchzugsstraßen der Orte soll der bestehende dörfliche Charakter erhalten bleiben; in der Stadt wollen wir keine Holz-Blockhäuser und der Holz-Anteil der Fassade sollte 50 Prozent nicht überschreiten.“

Generell, so Schinnerl, habe man versucht, eine „möglichst liberale Lösung“ zu finden. „Ein Minimum an Regelwerk muss es aber geben. Wir wollen keine Anarchie im Bebauungsplan.“