Falscher Doktor soll mit richtiger Ärztin zu Patienten gefahren sein
Von Julia Schrenk
Es sind schwere Vorwürfe, die gegen eine falschen Arzt aus dem Mostviertel in Niederösterreich erhoben werden. Wie die Kronen Zeitung berichtete, soll ein 58-jähriger Frühpensionist aus Wien jahrelang Patienten behandelt haben, ohne Arzt zu sein. Ein Medizinstudium hat der Mann nämlich nie abgeschlossen. Die Polizei ermittelt nun wegen Verdachts auf Kurpfuscherei, gewerbsmäßigen Betrug und Urkundenfälschung.
Konkret soll der 58-Jährige zumindest ab dem Jahr 2010 als "Rettungsarzt" im Mostviertel aktiv gewesen sein. Möglich geworden ist das durch seine Lebensgefährtin, eine 54-jährige Ärztin. Eine richtige sogar, die als Amtsärztin bei der niederösterreichischen Sanitätsdirektion angestellt war.
Vor einigen Jahren hat sich die Ärztin auch um eine Stelle im Ärztenotdienst beworben. An den Wochenenden war sie als Bereitschaftsärztin im Mostviertel unterwegs. Oft gemeinsam mit ihrem Partner – der sich als praktischer Arzt ausgegeben und zu Notfällen oft mit dem privaten Pkw angereist sein soll.
Patienten überwiesen
Laut Andreas Zenker, Sprecher des Roten Kreuzes, hat der 58-Jährige "Patienten alleine und in Begleitung seiner Frau aufgesucht, therapiert und Rezepte ausgestellt. Tatsache ist, dass sich der Mann mehrfach bei Einsätzen als Arzt ausgegeben hat". Laut Polizeisprecher Johann Baumschlager ist der Mann auch als Rennarzt bei Sportveranstaltungen und als Anästhesist aufgetreten und hat Überweisungen durchgeführt.
Rettungssanitäter hätten schließlich bemerkt, dass der Mann Patienten nicht lege artis (Anm.: nach den Regeln der Kunst) behandle. Als der Beschuldigte, nachdem er von einem Sanitäter nach einem Ausweis gefragt wurde, "fluchtartig den Einsatzort verlassen hatte, sind wir stutzig geworden", sagt Zenker. Das Rote Kreuz hat den falschen Arzt bei der Ärztekammer gemeldet. Auch ein Patient habe die Kammer informiert - die hat dann eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft St. Pölten übermittelt. Das bestätigt auch die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Michaela Obenaus. Aktuell werde nur der Mann als Beschuldigter geführt, die Erhebungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Die Ärztin hat ihre Stelle als Amtsärztin mittlerweile gekündigt. Laut Christof Chwojka, Geschäftsführer der Rettungsleitstelle 144 Notruf NÖ, ist die Frau auch nicht mehr als Bereitschaftsärztin zugelassen.
Laut Ärztekammer wurden bis jetzt "keine disziplinarrechtlichen Schritte eingeleitet, weil bisher keine Hinweise auf ein Fehlverhalten" der Ärztin festgestellt werden konnten. Allerdings werde jetzt "aufgrund der aktuellen Berichterstattung ermittelt".