Chronik/Niederösterreich

Fäkalkeime in Trinkwasser in Baden: Ansturm auf die Supermärkte

Der Bericht wurde aktualisiert.

Mineralwasser war Donnerstagvormittag das am meisten nachgefragte Lebensmittel in Baden. Palettenweise rollten viele Badener bei bereits knapp 30 Grad die Flaschen zu ihren Autos, besonders Hotelmitarbeiter und Firmenchefs machten Hamsterkäufe. „Wir brauchen es für die Ordination“, erzählt eine Frau. Sie sei schon beunruhigt, habe in den vergangenen Tagen Magen-Darm-Beschwerden verspürt.

In den vergangenen eineinhalb Tagen sollte in weiten Teilen der Stadt das Leitungswasser nicht konsumiert werden. Am Mittwoch war bei einer Routinekontrolle an einer Entnahmestelle im Zentrum eine geringe Anzahl von Fäkalkeimen (Enterokokken und coliforme Bakterien) nachgewiesen worden. Per Lautsprecherdurchsagen wurden Anrainer im Verdachtsgebiet gewarnt, auch schriftliche Infos an Bewohner und Betriebe gab es. Freitagvormittag gab es dann Entwarnung: Bei einer neuerlich gezogenen Probe konnte die AGES keine Bakterien mehr nachweisen.

Noch am Donnerstag erklärte der Sachverständige Michael Sturm: „Aus Sicherheitsgründen bitten wir bis zum endgültigen mikrobiologischen Ergebnis, Wasser mindestens drei Minuten abzukochen, ehe es getrunken wird. Patienten mit geschwächter Immunabwehr und Kleinkinder sollten während dieser Zeit aus Sicherheitsgründen in Flaschen abgefülltes Wasser aus dem Handel beziehen.“

Um der Nachfrage gerecht zu werden, reagierten die Supermärkte. So wurden alleine für den Merkur Markt 45.000 Liter zusätzlich aus dem Lager in Wiener Neudorf angeliefert, am Freitag kommen noch einmal 23.000 Liter. Auch Vöslauer stellte zusätzliche Paletten stilles Mineralwasser bereit.

Indes wurden Hydranten und Leitungen gründlich gespült und weitere Proben durch die AGES gezogen. Die Ergebnisse lagen Freitagvormittag vor.

Verunsicherung

In sozialen Medien zeigten sich viele Menschen verunsichert. So kursierten Meldungen, dass es schon vor Tagen in einem Kindergarten zu Durchfallerkrankungen gekommen sein soll. Für Verwunderung sorgte auch, dass einige Hydranten bereits am Dienstag gespült worden waren. Hier beruhigt Bürgermeister Stefan Szirucsek: Hydranten würden immer wieder gespült – nun natürlich verstärkt – , einen Zusammenhang mit der Verunreinigung sei ihm nicht bekannt. Meldungen aus Kindergärten lägen ihm keine vor. „Was man hört ist, dass eine Sommergrippe umgeht.“

Einige Badener sahen die Causa entspannter.„Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, meint etwa Adriana. „In meinem Freundes- und Familienkreis hatte niemand Beschwerden.“ Die Stadt habe gut informiert. „Ich reise viel. Die Wasserqualität ist bei uns gut, die Anforderungen hoch. Man muss sich keine Sorgen machen.“

Im Landesklinikum wurde rasch reagiert und abgefülltes Wasser verteilt. Das Hygiene- und Pflegeteam beschriftete alle Wasserhähne und hängte Infoblätter aus. Ein entsprechender Wasservorrat sei vorhanden, beruhigt man. Zumindest der Badespaß blieb am Donnerstag ungetrübt. Das Strandbad war dank Wasseraufbereitungsanlage nicht betroffen.