EU-Schützenhilfe für Rettung der Hasen gefordert
Von Jürgen Zahrl
Die niederösterreichischen Jäger schlagen Alarm. Seit mehr als zehn Jahren beobachten sie in ihren Revieren, wie der Bestand des Niederwilds signifikant sinkt. Laut eigenen Zählungen beträgt der Rückgang beim Feldhasen 62 Prozent, beim Fasan 75 Prozent und beim Rebhuhn dürfte das Minus noch höher sein. Landesjägermeister Josef Pröll zeigt sich besorgt, weil er die nur noch minimale Biodiversität als Indikator für den schlechten Zustand des Natur- und Lebensraums sieht.
Um das Niederwild vor dem Aussterben zu schützen, fordert der Jagdverband auf EU-Ebene eine neue Agrarpolitik, die Fördermodelle bereit hält, mit denen sowohl Bio- als auch konventionelle Bauern unterstützt werden, wenn sie Maßnahmen für mehr Artenvielfalt setzen. Pröll deponierte die Forderungen bei EU-Abgeordneten und EU-Budgetkommissar Johannes Hahn in Brüssel.
Ursachen
Als Ursachen für die anhaltenden Probleme nennt Pröll die Landwirtschaft, Krankheiten, den Klimawandel und Menschen: „Das Niederwild verliert durch unsere bundesweite Verbauung von elf Hektar pro Tag immer mehr Lebensraum. Genauso schlecht ist, dass der Mensch durch sein Freizeitverhalten immer tiefer in die Natur vordringt.“ Die Entwicklung zeige auch die Abschussstatistik. Sind in den 1970er Jahren noch 270.000 Feldhasen erlegt worden, sind es jetzt nur mehr rund 60.000 pro Jahr.
Schulterschluss
Erst vor wenigen Wochen hat der Jagdverband einen Niederwildgipfel in der IMC Fachhochschule Krems abgehalten, um die Problemfelder genau zu analysieren und Forderungen zu formulieren. Es brauche jetzt einen Schulterschluss von Jägerschaft, Landwirtschaft und Politik, um neue Förderrichtlinien auf EU-Ebene zu schaffen, meint Pröll: „Alle Bauern, egal ob bio oder nicht, sollen gefördert werden, wenn sie sich darum bemühen, die Biodiversität zu verbessern.“ Die sei nämlich ein präziser Gradmesser für einen gesunden Lebensraum.
Dass sich die Anstrengungen bezahlt machen können, habe der Jagdverband in eigenen Testgebieten in NÖ gezeigt. „Wir haben zwölf Versuchsreviere, in denen wir gesehen haben, dass sich der Bestand deutlich verbessert hat“, so Pröll. Als positives Beispiel nennt er die Trappe, die in Österreich fast ausgestorben war, deren Bestand sich durch gezielte Maßnahmen aber erholt habe.
Die niedrigen Niederwildbestände seien ein gesamteuropäisches Problem und bedürfen daher auch einer europäischen Lösung, betonen Pröll und die Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer. Förderungen für Landwirte, die sich für die Biodiversität einsetzen, sollten in den Förderrichtlinien der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) berücksichtigt werden. Außerdem seien die EU-Mitgliedsstaaten zu verpflichten, weitreichende Maßnahmen in ihre Strategische GAP-Planung aufzunehmen. „Hier braucht es dringend Impulse in die richtige Richtung“, meint Pröll.
„Gute Chancen“
Die beiden EU-Abgeordneten Karoline Edtstadler und Alexander Bernhuber (beide ÖVP) wollen sich für das Anliegen der Jägerschaft in Brüssel stark machen. „Das Thema hat gute Chancen, weil Klima und Natur bei der neuen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen hohen Stellenwert hat“, meint Edtstadler, die seit Kurzem selber Jägerin in Niederösterreich ist. Bernhuber glaubt, dass solche Maßnahmen dazu beitragen, dass die Landwirtschaft mehr Geld aus den EU-Töpfen herausholen kann. „Alle Bauern, die etwas für die Natur tun, sollen dafür belohnt werden“, meint Bernhuber.