Chronik/Niederösterreich

Energieoffensive in Niederösterreich: 250 neue Windräder bis 2035

Mit umfassenden und sehr hoch gesteckten Zielen will Niederösterreich beim Ausbau der erneuerbaren Energie die Führungsrolle unten allen Bundesländern übernehmen. Am Weg zur Energieunabhängigkeit wolle man das schnellste Ausbauprogramm bei Energie aus Wind, Sonne, Wasser, Biomasse und bei den Stromnetzen unter den Ländern umsetzten, kündigte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz an.     
Entlastung der Bevölkerung bei den Energiekosten, die Versorgungssicherheit und die Energiewende nannten Mikl-Leitner und ihr Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) als die zentralen Gründe für die Offensive in „Zeiten des Umbruchs, die einen Aufbruch erfordern“.

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Fünf konkrete Maßnahmenpakete wurden geschnürt: So will man erstens die Windkraft ausbauen, bis 2035 soll diese verdreifacht werden. „Wir werden bestehende Anlagen modernisieren und auch 250 neue Windräder bauen“, so Mikl-leitner.  Zweitens soll die Fotovoltaik bis 2025 um 350 Prozent gesteigert werden, das bedeute rund 130.000 zusätzliche PV-Anlagen zu den bestehenden 70.000 in Niederösterreich. Drittens werde man in die Klein-Wasserkraftwerke investieren. Hier werde es aber keine neuen Wasserkraftwerke geben, sondern es soll die Effizienz der bestehenden erhöht werden.

Biomasse

„Viertens werden wir in Biomasse investieren“, so die Landeshauptfrau. „Bis 2030 werden weitere 200 Anlagen errichtet.“ Fünfter Punkt seien neue, stärkere Leitungen: „Wir wollen auch weiterhin die Leitungskapazität und somit in die Netzsicherheit investieren.“ Insgesamt sollen zu den derzeit 92 Umspannwerken der EVN 40 weitere hinzukommen: „Wir haben eines der sichersten Netze der Welt, weil es bei uns im Durchschnitt nur 20 Minuten Netzausfall  pro Jahr gibt. Das ist ein Spitzenwert. Und wir machen dieses Netz noch sicherer“, erklärte Mikl-Leitner. Allein die EVN investiert pro Jahr 250 Millionen Euro in das Leitungsnetz.

Für das Erreichen des  Windenergiezieles, strebe man „Abrundungen und Arrondierungen der bestehenden Windzonen“ an, sagte Pernkopf. Dadurch wird Platz für mindestens 100 zusätzliche Windräder bei heute schon bestehenden Windparks geschaffen. Es werde aber auch neue Flächen für rund 150 weitere Windräder geben, diese wolle man mit Experten und im Einklang mit Ökologie, Region und den heute schon geltenden Abstandsregelungen von 1.200 zu Wohngebieten festlegen, so der LH-Vize. Besonders verwies er auch auf das so genannte Repowering, hierbei werden bestehende Windräder durch neue, effizientere ersetzt: „Alleine damit werden wir 300 bis 400 MW mehr Windstrom erzeugen, ohne dass dafür neue Windräder gebraucht werden.“

Wertschöpfung

Wirtschaftsforscher Christian Helmenstein vom Institut Economica berichtete, dass aus dem Betrieb der niederösterreichischen Windkraftanlagen pro Jahr eine Wertschöpfung von 496 Millionen Euro entstehe, etwa 91 Prozent davon ließen sich Niederösterreich zuordnen. Darüber hinaus würden aus der Windkraft in Niederösterreich „über 1.000 zusätzliche Jobs“ entstehen. Den fiskalischen Effekt bezifferte er mit 280 Millionen Euro an zusätzlichen Steuer- und Abgabeneinnahmen für den Bund.

Franz Angerer, der Geschäftsführer der Österreichischen Energie-Agentur wies auf das Abhängigkeitsproblem bei Energie-Importen hin. Der Ausbau der erneuerbaren Energie laufe zwar erfolgreich, allerdings sei auch der Verbrauch massiv gestiegen. Das niederösterreichische Ausbauprogramm nannte er eine Punktlandung im Rahmen des vom Bund für die Bundesländer erwarteten Beitrag zur Energiewende.

Treibhausgase

Lob und Tadel gab es von Umweltorganisationen. „Die heute präsentierten Ausbauziele für erneuerbare Energien sind ein großer Schritt Richtung Energieunabhängigkeit, allerdings gilt es jetzt auch den großen Bestand an Öl- und Gasheizungen stärker in den Blickpunkt zu rücken. Es braucht hier einen verbindlichen Ausstiegsplan der Landesregierung, damit sauber und sicher heizen für alle Menschen in Niederösterreich rasch ermöglicht wird“, erklärte etwa Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.