Eiswetter: Land öffnet Katastrophenfonds für Schäden
Angesichts der durch das Winterwetter vor allem im Waldviertel verursachten Vereisungsschäden öffnet das Land Niederösterreich den Katastrophenfonds. Um Betroffenen zu helfen, stehe ab sofort "vorerst eine Million Euro zur Verfügung", erklärte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) in einer Aussendung am Donnerstag.
Der entsprechende Beschluss werde in der kommenden Sitzung der Landesregierung am Dienstag gefasst. In Härtefällen sollen bis zu 50 Prozent des Schadens abgegolten werden.
Die Schadenskommissionen werden rasch ihre Arbeit aufnehmen, der zuständige Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) stehe dabei den Bürgermeistern und Einsatzkräften an Ort und Stelle zur Seite, so Pröll. Er dankte allen Helfern und Organisationen für ihren bisherigen "professionellen und unermüdlichen", mitunter gefährlichen Einsatz.
Betagtes Geschwisterpaar gerettet
Die Rettung kam in Form eines riesigen Gemeindetraktors, den Franz Aschauer, Bürgermeister von Jaidhof, Bezirk Krems, steuerte. Er schnitt einen Kilometer Zufahrtsstraße mit der Motorsäge von unzähligen geknickten Baumstämmen frei, damit das Rote Kreuz ein betagtes Geschwisterpaar aus einem einsam gelegenen Gehöft evakuieren konnte. Die 83-Jährige und ihr 85-jähriger Bruder wurden im Kremser Thorwesten-Seniorenheim untergebracht, weil sie drei Mal täglich medizinische Betreuung benötigen. Die Mitarbeiter des Hilfswerkes konnten sie wegen des Eises nicht mehr erreichen.
Obwohl die Temperaturen zuletzt leicht gestiegen sind, gibt es keine Entspannung im Waldviertel. Im Gegenteil: Nach Krems und Zwettl wurde am Mittwoch auch der Bezirk Horn zum Katastrophengebiet erklärt. Und die Stadt Hardegg, Bezirk Hollabrunn, war weiterhin von der Umwelt abgeschnitten. Die Feuerwehr musste umgestürzte Baumgruppen sogar sprengen. Feuerwehrsprecher Franz Resperger fürchtet, dass die Wetterlage bis Freitag kein Ende der Einsätze erlaubt: "Erst danach wird das große Aufräumen beginnen können."
18 Schulen gesperrt
Immer noch blockieren geknickte Bäume Straßen und beschädigen Stromleitungen. Neben der Feuerwehr sind Straßen- und Gemeindearbeiter, aber auch unzählige Privatleute aktiv, die – oft unter Lebensgefahr – Zufahrten zu Gehöften frei machen. Trotzdem gab es am Mittwoch bereits 60 Straßensperren. 18 Schulen und rund ein Dutzend Kindergärten waren weiter gesperrt.
Der für Katastrophen zuständige Landesrat Stephan Pernkopf und Landesfeuerwehrkommandat Dietmar Farafellner verschafften sich vor Ort einen Überblick über die Lage.
Wie gefährlich es vielfach ist, die eigenen vier Wände zu verlassen, weiß Primar Manfred Weissinger vom Landesklinikum Zwettl zu berichten, wo Ärzte rund um die Uhr arbeiten: "Seit vergangenen Samstag sind die Ambulanzen mit Hilfesuchenden voll, die auf dem Eis oft schwer gestürzt sind."
Waldschäden
Schwere Schäden gibt es im Wald: Richard Hackl von der Windhag’schen Stipendienstiftung in Waldreichs, Bezirk Zwettl, rechnet mit dramatischen Schäden. Das gesamte Ausmaß lässt sich noch nicht abschätzen.
Viele Orte werden nur durch ein Notstromaggregate mit Energie versorgt, am Mittwoch waren trotz Dauereinsatzes der EVN-Mitarbeiter zirka 2500 Haushalte ohne Strom. Am Donnerstag waren es immer noch rund 500. "Jetzt sieht man erst, wie anfällig wir sind", meint Erich Hagmann, Stadtamtsdirektor in Gföhl, Bezirk Krems, wo Stromschwankungen Postamt, Geschäfte, Tankstellen beeinträchtigen.
Kaum Entspannung in Forchtenstein
Katastrophenstimmung im burgenländischen Forchtenstein: "Weil es wegen der Gefahr durch vereiste Bäume Mittwochvormittag auch für die Feuerwehr kein Durchkommen mehr gegeben hat, haben wir Unterstützung vom Bundesheer angefordert", sagt Bürgermeisterin Friederike Reismüller. 80 Bewohner waren am Mittwoch in ihren Häusern eingeschlossen. Bei der Feuerwehr bestellte Lebensmittel wurden durch das Bundesheer geliefert.
Wegen Eisgefahr bleibt die Sperre der L223 auf die Rosalia vorerst weiter aufrecht. In der Früh war erneut der Bergepanzer unterwegs, am Vormittag soll es eine weitere Erkundungsfahrt geben, hieß es von der Feuerwehr. Im Burgenland ist laut Polizei außerdem die B56 über den Geschriebenstein zwischen Rechnitz und Lockenhaus voraussichtlich bis Mittag gesperrt.
Auf der Rosalia hat in der Nacht Tauwetter eingesetzt. Schmelzwasser tropfte von den Bäumen, auch Eisbrocken begannen abzufallen. Baumwipfel, die sich unter der Eislast gekrümmt hatten, begannen sich durch die Erleichterung wieder aufzurichten. Erstmals seit Tagen war auch minutenlang kein Brechen der Äste und kein Aufschlag umstürzender Bäume mehr zu hören.
Bisher 1.300 Feuerwehreinsätze
Das anhaltende Winterwetter mit starker Vereisung hat bisher insgesamt 1.300 Einsätze der Feuerwehr nach sich gezogen. Die Nacht auf Donnerstag sei "ruhig" verlaufen, berichtete Franz Resperger, Sprecher des Landeskommandos NÖ, in der Früh auf Anfrage. Hardegg (Bezirk Hollabrunn) war wieder erreichbar.
"Verstärkung" gab es am Donnerstag aus Salzburg. Zu den etwa 50 bereits aufgebotenen Großstromaggregaten der niederösterreichischen Feuerwehr und der EVN waren sieben weitere angefordert worden, sagte Resperger. Die Geräte aus Salzburg wurden nach Krems geliefert und sollen punktuell dort eingesetzt werden, wo sie benötigt werden. Entspannung gab es in Hardegg. Donnerstag früh wurden die Sperren der L38 und L1045 aufgehoben. Die Nationalparkgemeinde war somit nicht mehr von der Außenwelt abgeschnitten.
Bilder aus dem Waldviertel:
Das Wetter bleibt auch am Wochenende regnerisch und kühl. In Teilen Österreichs dürfte es auch schneien, prognostizierten die Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Wiener Hohen Warte am Donnerstag.
Sonnig ist es am Freitag nur noch im westlichen Bergland oberhalb der Nebelobergrenze. Überall sonst sorgen hochreichende Nebelfelder sowie dichte Wolken für trübes Wetter. Zeitweise kann es aus der Hochnebeldecke auch etwas nieseln. Über der Osthälfte Österreichs breitet sich zudem von Süden her Regen aus. Der Wind weht schwach bis mäßig meist aus Ost bis Süd. Die Frühtemperaturen liegen bei minus drei bis fünf Grad, die Tageshöchsttemperaturen bei zwei bis acht Grad.
Am Samstag bedecken verbreitet dichte Wolken den Himmel und es regnet oder schneit ein wenig. Die Schneefallgrenze sinkt im Norden allmählich bis in tiefe Lagen, im Westen und Süden schneit es erst oberhalb von 700 bis 1.200 Meter. Der Wind weht schwach bis mäßig meist aus West bis Nordwest. Die Frühtemperaturen erreichen minus zwei bis fünf Grad, die Tageshöchsttemperaturen ein bis sechs Grad.
Entlang der Alpennordseite überwiegen am Sonntag die Wolken und dort schneit es immer wieder ein wenig, am meisten in Staulagen. Sonst halten sich zwar auch lange Zeit dichte Wolken, es bleibt aber vielfach trocken. Am Nachmittag lockert es langsam auf, am sonnigsten ist es im Süden. Am Alpenostrand bläst lebhafter Nordwestwind, sonst ist es meist nur schwach windig. Die Frühtemperaturen sind bei minus zwei bis vier Grad, die Tageshöchsttemperaturen bei null bis sechs Grad.
Auch am Wochenbeginn am Montag überwiegen weiterhin entlang der Alpennordseite dichte Wolken, aus denen es zeitweise schneit. Im Osten, Südosten und Süden ist es zwar meist trocken, tagsüber dominieren aber auch dort meist dichte Wolken. Der Wind weht mäßig bis lebhaft aus West bis Nord, im Süden ist es nur schwach windig. Die Frühtemperaturen liegen bei minus vier bis zwei Grad, die Tageshöchsttemperaturen bei null bis fünf Grad.
Entlang der Alpennordseite gehen am Dienstag weiterhin in Staulagen Schneeschauer nieder. Im Osten halten sich zum Teil dichte Wolken. Sonst zeigt sich zwischendurch immer wieder auch die Sonne. Der Wind kommt schwach bis mäßig, im Osten auch lebhaft aus West bis Nordwest. Frühtemperaturen erreichen minus sechs bis zwei Grad, die Tageshöchsttemperaturen minus eins bis vier Grad.