Chronik/Niederösterreich

Gästemagnet stirbt langsam aus

Die Perle der Wachau, die winzige Stadt Dürnstein, ist drauf und dran an ihrer eigenen Schönheit zu sterben: Zwar flanieren Hunderttausende Touristen durch die engen Gassen, doch Einheimische trifft man immer seltener.

Viele fliehen vor der Gästeflut, den Hürden bei der Althaussanierung, astronomischen Immobilienpreisen und anderen Erschwernissen. Jetzt beginnt der Gemeinderat gemeinsam, ein Rettungskonzept zu erstellen und hofft auf Hilfe von außen.

„Wenn ich am Morgen die Fensterläden aufmache, schaue in nur noch in Fenster leer stehender Wohnungen oder Häuser“, seufzt ÖVP-Bürgermeister Johann Schmidl.

Mehrere Einwohner sehen das ähnlich. „Viele alte Bürger sterben weg und zurück bleiben ihre leer stehenden Häuser“, erklärt Barbara Böhmer, Firmenchefin eines Lebensmittel-Supermarkts.

Hauspreise

„All jene, die bleiben wollen, können nicht, weil entweder die alten Häuser in der Innenstadt viel zu teuer oder keine leistbaren Baugründe vorhanden sind“, sagt Böhmer. Gleichzeitig sei die Infrastruktur alles andere als optimal. „Hier gibt es keinen Bus und keine Bahn mehr. Junge Leute ziehen nicht nur deswegen lieber in die Stadt“, betont die Souvenir-Verkäuferin Svenja Ruggi. Anton Schmelz, ein Bewohner im Ortszentrum von Dürnstein, sieht die Probleme nicht ganz so drastisch: „Zuletzt sind mehrere Bauplätze entstanden. Auch Wohnungen konnten errichtet werden. Soviel ich weiß, sind mindestens zehn Familien dazugekommen“, erklärt Schmelz.

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Unterm Strich schrumpfte Dürnsteins Einwohnerzahl innerhalb eines Jahrzehnts laut Statistik Austria um fast acht Prozent. Nun will man beginnen, Grundlagenerhebung zu betreiben. Will heraus finden, wie viele der kaum 900 Bürger noch ihren Wohnsitz im mittelalterlichen Stadtkern haben. Und wie viel Wohnraum leer steht. „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“, sind die Mandatare einig. „Die Einwohnerzahl ist im Gemeindegebiet dramatisch zurück gegangen, in der Altstadt ist es wohl noch schlimmer“, sagt FPÖ-Gemeinderat Helmuth Weiss, der eine Rettungsaktion initiiert hat, bei der alle Fraktionen mit ziehen.

Aus Sicht des Bürgermeisters ist in vielen Fällen der Denkmalschutz ein Kernproblem. „Die Auflagen sind enorm, aber die Unterstützung kaum größer als bei einem nicht denkmalgeschützten Haus.“ „Manche Leute vom Bundesdenkmalamt sind für unsere Bürger schon ein rotes Tuch“, meint auch Vizebürgermeister Emmerich Knoll.

Infrastruktur

„Wir haben auch kaum mehr Gewerbebetriebe. Gerade einen Bäcker und einen Nahversorger. Aber das einzige Gebiet, das für Betriebsansiedlung geeignet wäre, das Gelände der stillgelegten Genossenschaft Dinstlgut, ist blockiert“, sagt SPÖ-Gemeinderat Josef Strobl. Die Einnahmen aus dem Tourismus gleichen die Nachteile nicht aus, finden viele Bewohner.

Die Stadt fühlt sich mit ihren speziellen Problemen allein gelassen. Mit den erhobenen Daten will sie Unterstützung fordern. „Es wäre schon eine große Hilfe, wenn es einen einzigen Ansprechpartner bei Hausrenovierungen gäbe“, sagt Schmidl.

„Ich kann diese Probleme nicht nachvollziehen, werde das aber überprüfen. Meine Leute bemühen sich, jedes Verfahren so schnell wie möglich abzuwickeln. Aber das geht rechtlich nur getrennt vom Bauverfahren. Dürnstein ist eben ein besonders wertvolles Ensemble. Aber ich bin gern zu einem Gespräch bereit“, sagt dazu der neue Landeskonservator Hermann Fuchsberger.