Direktor abgesetzt: "Übergabe geordnet"
Von Julia Schrenk
Auf keine seiner elf Fragen habe er eine zufriedenstellende Antwort bekommen. Das sagt Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen. Er hat – wie berichtet – rund um die Absetzung des provisorischen Leiters der HLW Tulln eine parlamentarische Anfrage an Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) gestellt. Jetzt kam die Antwort: "Im Zuge des Wechsels der provisorischen Betrauung der Schulleitung" sei eine "geordnete Übergabe" erfolgt. Der Wechsel bedeute "keinen derart gravierenden organisatorischen Einschnitt, so dass dieser innerhalb von fünf Tagen vollzogen werden kann."
Wie berichtet, verfassten Schüler und Lehrer eine Resolution und einen offenen Brief an den Landesschulrat, um Protest gegen die Abberufung von Kurt Mocker anzumelden. Mocker, der die Schule vorrübergehend leitete, habe an einem Freitag im Dezember erfahren, dass er ab Montag die Schule nicht mehr führen werde. "Von einer geordneten Übergabe kann keine Rede sein", sagt Walser. Es sei "vollkommen unüblich", dass man eine interimistische Leitung abberuft.
Ausschreibung läuft
Rein rechtlich war die Abberufung aber in Ordnung: Mockers Vertrag lief nur bis zur Pensionierung der ehemaligen Direktorin, die erkrankt war. Genau zu diesem Zeitpunkt wurde er abberufen und Wolfgang Derler von der HLF Krems zum provisorischen Leiter bestellt. Weil Derler auch Vizebürgermeister von Krems ist, ortet der Grüne Walser eine politische Entscheidung: "Das ist offenkundig eine Proporz-Entscheidung. Der einzige Punkt für Derler scheint jener zu sein, dass er Vizebürgermeister ist." Laut der parlamentarischen Anfragebeantwortung erfülle Wolfgang Derler "nahezu alle Parameter über die Maßen".
Derler wehrt sich gegen die Anschuldigungen: "Ich bin ein erfahrener Pädagoge, auch in Leitungsfunktionen." Seit Samstag ist die Direktorenstelle an der HLW ausgeschrieben. Derler will sich bewerben. Über eine Bewerbung Mockers ist nichts bekannt: "Angesichts solcher Vorgänge, wird jeder parteipolitisch unabhängige Mensch abgeschreckt", sagt Harald Walser.