Digi-Kids unterrichten Schüler bis 82
Von Martin Wimmer
Oberirdisch ist das BORG St. Pölten eine Höhere Schule wie andere auch. Hunderte Jugendliche wieseln zum Unterricht. Aber im Keller, da ist die Welt verkehrt, weil die Alterspyramide Kopf steht. Da drückt Herr Ludwig, 70, die Schulbank, unternimmt erste Fahrversuche mit der Maus und wartet auf Lisa, 16, seine Lehrerin. „Ich hab’ viele Freunde im Ausland und möchte gerne wissen, wie man das Internet bedient und e-Mails schickt.“ In der EDV-Klasse läuft ein faszinierender Rollentausch ab: Unter dem Motto „grau meliert trifft digital versiert“ unterrichten Schüler zwischen 12 und 17 Senioren im Umgang mit Computer, Smartphone und Digikamera. In fünf Kursmodulen lässt es sich vom Greenhorn zum Insider hoch klicken.
Das Pilotprojekt wurde vom Katholischen Bildungswerk in Zusammenarbeit mit dem BORG und der Pfarre St. Pölten-Wagram organisiert. „Wir bieten damit Senioren die Möglichkeit, sich mit den Herausforderungen der heutigen Zeit auseinander zu setzen“, erklärt Bildungswerker Markus Schmidinger. Nebeneffekt: Die Generationen kommen wieder in Kontakt.
90 Junglehrer
90 BORG-Jugendliche sind als Lehrer im Einsatz, 39 „grau melierte“ Schüler büffeln. Der jüngste ist 61, der älteste 82. „Hoch interessant“, berichtet Hubert Schwarzenpoller, 77. „Ich hab noch nie was am Computer gemacht, ich möcht’ Fotos reinstellen und ins Internet gehen.“ Brigitte Weidinger, 69 ist da, „weil es mich interessiert und ich niemand zuhause hab’, der mir das zeigt.“ Auch Ex-VP-Bezirksobfrau Marieluise Egerer, 66, lässt sich schulen. „Sonst geht ja glatt die moderne Zeit an einem vorbei.“
Die Schüler-Lehrer haben sichtlich Spaß am Tun. „Ich verstehe jetzt die Lehrer besser, wenn sie sagen, ‘ich hab euch das eh schon fünf-mal erklärt“ sagt Lisa Sanin. Ihr Kollege Sebastian
Schogger, 14: „Ich find‘ das ziemlich cool und lern‘ selbst dazu.“