Die Villa, die niemand so recht haben will
Von Julia Schrenk
Aus dem Fensterbrett wächst Gras, das Mauerwerk ist feucht, bröckelt ab und schimmelt. Die Rostock-Villa in Klosterneuburg hat ihre besten Zeiten schon hinter sich. Aktuell sind in der Villa zwei Museen untergebracht. Aus dem Lesekompetenzzentrum, das das Land in der Villa einrichten wollte, ist nichts geworden: Betrieb und Sanierung seien zu teuer.
Jetzt verfällt die Villa langsam – weder Land noch Gemeinde reißen sich um das denkmalgeschützte Haus.
Wie berichtet, hat die Stadt Klosterneuburg die Villa dem Land unter der Prämisse überlassen, dass dort ein Lesezentrum eingerichtet wird. Passiert das nicht, hat die Stadt das Recht, die Villa zurückzunehmen. Preis: 1,5 Millionen Euro plus 2,5 Prozent Zinsen. Investitionskosten noch nicht eingerichtet. Die Grünen forderten zuletzt die Rücknahme der Villa: "Wir befürchten, dass der Denkmalschutz durch den Verfall ausgehebelt werden könnte", sagt Stadtrat Sepp Wimmer (Grüne).
Im Gemeinderat wurde die Causa zuletzt dem Kulturausschuss zugewiesen. Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP) hat seine Meinung über die Rückübernahme der Villa nicht geändert: "Es stellt sich die Frage, ob die notwendigen finanziellen Mittel nicht anderswo effizienter eingesetzt werden können", sagt er. "Die Fotos beweisen ja geradezu, wie viel Geld in eine Sanierung zu stecken wäre."
Zudem sei die Rostock-Villa kein "historisch glücklicher Ort", sagt Schmuckenschlager. Nach dem zweiten Weltkrieg war dort die russische Kommandatur untergebracht. "Dort wurden Klosterneuburger gefoltert, Todesurteile ausgesprochen und Deportationen beschlossen."
Anfang 2015 wird das Land die Villa der Stadt Klosterneuburg zum Rückkauf anbieten. Lehnt die Stadt ab, wird die Villa versteigert, Klosterneuburg wäre an einem Verkaufserlös beteiligt.