Der Traum vom olympischen Gold
Von Kevin Kada
Die letzte olympische Einzelmedaille im Eiskunstlauf ist schon eine Zeit her. Trixi Schuba holte Gold für Österreich bei den Olympischen Spielen 1972 im japanischen Sapporo. An Gold im Paarlauf werden sich nur mehr wenige erinnern: Sissy Schwarz und Karl Oppelt krönten damit ihre Karriere 1956 bei den Spielen im italienischen Cortina d‘Ampezzo.
Höhepunkte des heimischen Eissports, die Anna und Daniel Ruis aus Weidling (Klosterneuburg) nur aus Erzählungen kennen. Doch mit Vorbild Sissy Schwarz standen die beiden sogar schon auf dem Eis. Die Olympiasiegerin ist selbst mit 83 Jahren noch auf dem Eis unterwegs. Anna und Daniel sind aktuell die große Hoffnung, ihre Erfolge vielleicht einmal wiederholen zu können. Der KURIER bat Vater Michael und seine beiden Kinder zum Gespräch.
KURIER: Wie sind Anna und Daniel überhaupt zum Eiskunstlauf gekommen?
Michael Ruis: Das Ganze hat in jungen Jahren angefangen. Daniel hat mit fünf Jahren, Anna mit dreieinhalb Jahren begonnen. Zunächst war es ein Eislaufkurs. Da haben sie noch nicht so viel gemacht, aber es wurde langsam mehr und mehr, weil sie beide besser werden wollten.
Und was gefällt euch beim Eiskunstlauf besonders?
Anna Ruis: Dass man beim Training auch Freunde kennenlernt und es macht einfach Spaß.Daniel Ruis: Ich mag das Springen und Laufen und die Drehungen. Es gefällt mir einfach alles daran.
Um international erfolgreich zu sein, braucht es in jeder Sportart eine Menge an Training. Wie sieht der Trainingsalltag der Kinder aus?
Michael Ruis: Die Kinder trainieren sechs Mal pro Woche. Natürlich nach der Schule. Neben dem Training auf dem Eis kommen dann auch Dehnungs- und Kräftigungsübungen hinzu, die in einem Trockentrainingsraum stattfinden. Sie trainieren sowohl für den Einzel- als auch für den Paar-Bewerb.
Die beiden dürfen kommende Woche bei der Eröffnung der Europameisterschaft in Graz mitlaufen. In ihrer Klasse sind die beiden ja bereits absolute Spitze.
Ja stimmt. Im Vorjahr wurden sie Schülermeister bei den Österreichischen Meisterschaften.
Historisch ist Österreich immer noch auf Rang drei des ewigen Medaillenspiegels. Aber in den letzten Jahrzehnten haben die Erfolge nachgelassen. Woran liegt das?Hauptsächlich an der Infrastruktur. In Österreich fehlt es vor allem rund um Wien nicht nur an Trockentrainingsräumen, sondern vor allem an Eisflächen. Die wenigen Eiszeiten, die es gibt, werden von allen Sportarten genutzt. Dementsprechend kommt der Eiskunstlauf dann auch zu kurz. Wir hoffen auf den neuen Sportminister Werner Kogler, dass er da eine Initiative startet und den Sport mehr unterstützt. International trainieren die Kinder 25 bis – wie in Russland – 40 Stunden. Durch die wenigen Eisflächen ist das in Österreich aber unmöglich.
Sport, Schule und Freizeit unter einen Hut zu bekommen mit einer insgesamt siebenköpfigen Familie ist nicht einfach. Wie sieht es in Sachen Unterstützung aus?
Es gibt natürlich von den Verbänden Unterstützung. Gerade bei nationalen Bewerben. Aber bei internationalen Turnieren ist es auch eine Geldfrage, wo man selbst investieren muss. Aber es ist schon so, dass man viel alleine auf die Beine stellen muss, was in Russland zum Beispiel vom Verein übernommen wird. Es sind große Herausforderungen für uns als Eltern dabei. Aber die Kinder lernen Selbstständigkeit und fahren auch großteils alleine zu ihren Trainings nach Wien.
Und welche Ziele habt ihr beiden für eure sportliche Zukunft?
Anna und Daniel Ruis: Wir wollen einmal zu Europameisterschaften und irgendwann vielleicht auch zu Olympischen Spielen.
Wie realistisch ist das für die Kinder?
Michael Ruis: Es braucht viel harte Arbeit und es gehört auch Glück dazu. Aber die beiden sind sehr fleißig und arbeiten hart. Gerade für den Paar-Bewerb ist die Möglichkeit einer Teilnahme bei großen Wettbewerben hoch. Aber einfach ist es auf keinen Fall.
Vom 22. bis 26. Jänner finden in Graz die Europameisterschaften im Eiskunstlauf statt. Bei der Eröffnungsfeier am 22. Jänner werden Anna und Daniel Ruis um 18.30 Uhr eine Choreografie zeigen, die an jene der letzten beiden Olympiasieger Sissy Schwarz und Karl Oppelt erinnern soll.
Auch die beiden österreichischen Läufer Miriam Ziegler und Severin Kiefer, die die derzeitige österreichische Spitze sind, werden an der Europameisterschaft teilnehmen.