Chronik/Niederösterreich

Das Nest der Ybbsiade-Spaßvögel

"Hier kriege ich alles." Joesi Prokopetz, facettenreicher Repräsentant der österreichischen Kleinkunstszene, fühlt sich im "Babenbergerhof" in der Stadt Ybbs rundum wohl.

Im vorigen Jahrhundert musste bei der Gastwirtschaft, deren Wurzeln weit zurück reichen, eine eigene Haltestelle für die Straßenbahn der Stadt Ybbs errichtet werden. Die Edelherberge war die erste Adresse in der Stadt. Und den vielen Gästen wollte man eine rasche Verbindung zum Bahnhof der mehrere Kilometer entfernten Kaiserin-Elisabeth-Westbahn bieten.

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Soviel Aufwand verlangen Künstler und Fans des derzeit laufenden 14-tägigen Kabarettfestivals "Ybbsiade" dem Wirte-Ehepaar Karin und Erich Gruber-Rosenberger nicht ab. Ausnahmezustand herrscht während des Festivals mit knapp 10.000 Besuchern aber allemal.

Jederzeit kann ein Promi wie Prokopetz zur Tür hereinschneien. Vor Jahren mit dem Titel Professor geadelt, steht er seit dem Vorjahr dem Kabarettfest als Intendant vor. Während des seit Freitag voll laufenden Bühnen-Spektakels geben sich Prokopetz und andere Stars der österreichischen und deutschen Kabarettszene ein Stelldichein im traditionsreichsten Gasthof der Stadt. Spaßvögel – Symbol und Ehrentrophäe des Festivals – mögen eben gemütliche Nester.

Joesi Prokopetz kann man hier mit einer eigentümlichen Kopfbedeckung ("ein afrikanisches Souvenir-Käppi aus Brunei") und einer Manager-Zigarre zwischen den Lippen antreffen. Allüren habe sie aber weder bei ihm, noch bei den vielen anderen Ybbsiade-Stars der vergangenen Jahre erlebt, versichert Chefin Karin Gruber-Rosenberger. "Bisher ist keiner aus der Reihe gefallen oder hat Allüren gehabt. Kabarettisten sind sehr umgängliche Leute", lautet ihr Urteil.

Genuss

"Salat in allen Varianten, wenn Fleisch dann nur Geflügel und dazu Traubensaft", lässt sich der Intendant hier gerne servieren. Ein Gläschen guten Weines kann es hin und wieder auch sein. "Natürlich genieße ich dann unseren Ybbsiade-Wein", meint er augenzwinkernd. Der Festivaltropfen kommt aus dem Hause Setzer aus Hohenwarth, nordöstlich von Krems.

In die Geschichte des Babenbergerhofs trug sich das Gastro-Paar Gruber-Rosenberger 2009 als neue Eigentümer ein – und führte das abgewirtschaftete Haus zu neuer Blüte. Am Donauradweg und am Jakobspilgerweg gelegen, ist der klassische Bau in noblem Schönbrunngelb wieder eine Visitenkarte der Donaustadt.

Wirtshausbühne

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Auch die Kultur hat hier ihren Platz. Neben der Ybbser Stadthalle ist der Saal im Babenbergerhof die zweitwichtigste Spielstätte. Vier der 16 Events werden hier gegeben. Wolfgang Moser, Vizeweltmeister der Zauberkunst, die witzig-ironische Chris Lohner, "Cavewomen" Gabriela Benesch oder auch KURIER-Journalist Dieter Chmelar als sarkastischer Reiseleiter durch einen sonntägigen Avantgarde-Brunch mit einem schrägen Künstlertrio sind auf der Gasthofbühne zu erleben.

Gute Gelegenheit für Wirt und Koch Erich Gruber-Rosenberger auch die kulinarische Raffinesse seiner Küche ins Lampenlicht zu rücken.

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Hof mit Charakter
Der täglich geöffnete Babenbergerhof bietet innen Platz für 100, im Saal bei Tisch für 120 um im Garten für 80 Gäste. Dazu gibt’s 23 Betten in neun Zimmern. Zwölf Mitarbeiter sind im Haus beschäftigt. Großen Wert legt der Chef und Koch auf saisonale und vor allem regionale Lebensmittel. Aus der Karte: Mostviertler Wok mit Rinderfiletspitzen, Gemüse und Chilisauce um 18.90 €; Schweinslungenbraten im Kräutermantel, 14.90 € oder Schnitzel, 10.90€; Mousse au Chocolat um 6 €.
Info: www.babenbergerhof.at, www.ybbsiade.at