Corona-Krise ließ AK-Hotlines heißlaufen
Bilanz. Die Krise um Covid-19 und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben die Berater der Arbeiterkammer NÖ bis an ihre Grenzen gefordert. Rechtliche Fragen zu Kündigungen, zur Kurzarbeit oder zu Unklarheiten bei Insolvenzen machten im ersten Halbjahr des Jahres 110.000 Beratungen notwendig. Das waren um 50 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Jahres 2019.
Um der Informationsnot und der Verunsicherung der Beschäftigten entgegenzuwirken, hatte man in der Zeit des Lockdowns die AK-Hotlines bis 19 Uhr und auch an den Wochenenden besetzt gehalten, schilderte AKNÖ-Präsident Markus Wieser. 15.000 Anträge auf Kurzarbeit mit 180.000 Betroffenen alleine in NÖ haben den Informationsbedarf geschürt, berichtete er. Die sozialpartnerschaftlich vereinbarte Kurzarbeit habe sich auch als beste Waffe gegen Massenarbeitslosigkeit herausgestellt. Wieser hofft deshalb, dass bald eine gesetzliche Verlängerung für den Herbst fixiert wird.
Aus Sicherheitsgründen versuchte man persönliche Kontaktaufnahmen mit den rund 110 AKNÖ-Beratern in den 24 Bezirks- und Servicestellen zu minimieren. So wurden über 86.000 Beratungen telefonisch und 10.000 per Mail abgewickelt. Ärgerlich und behindernd seien „flapsige“ Aussagen von verantwortlichen Politikern im Krisenmanagement gewesen, kritisierte Wieser. Als ein Musterbeispiel, das für größte Verunsicherung sorgte, nannte er Aussagen des Gesundheitsministers Rudolf Anschober (Grüne) zum Schutz von Risikogruppen bei einer Pressekonferenz am 30. März. Erst zehn Wochen später gab es die gesetzlichen Bestimmungen dafür. Viele Verordnungen, die erst in der Nacht vor dem Inkrafttreten kundgemacht wurden, hätten den AK-Beratern am nächsten Tag große Probleme beschert, schilderte die Chefin der AKNÖ-Rechtsabteilung Doris Rauscher-Kalod. Aktuell häufen sich bei den AK-Beratern gerade Anfragen zur Absicherung von Urlaubsreisen.
Schwarze Schafe
In der negativen Spirale des Corona-Lockdowns hätten wohl etliche Unternehmer auch versucht unliebsame Mitarbeiter auf ungesetzlichem Weg loszuwerden, berichte Thomas Kaindl, der für die AK-Bezirksstellen zuständig ist. Im Waldviertel etwa, wurden in einem Betrieb im März drei Betriebsrätinnen gekündigt, im April aber wieder Mitarbeiterinnen aufgenommen. Im Weinviertel versuchte ein Wirt eine schwangere Kellnerin fristlos zu entlassen. In beiden Fällen hätte ein Gericht einwilligen müssen. Ebendort werden nun diese beiden, aber auch viele andere Streitfälle abgewickelt. Weil auch die Arbeitsgerichte geschlossen waren, gäbe es dort jetzt einen Rückstau bei den Arbeitsprozessen, erklärte Wieser.