Corona-Krise: AMS arbeitet in NÖ auf Hochtouren
Von Martin Gebhart
Während viele Unternehmen und Institutionen wegen der rigorosen Corona-Beschränkungen ihre Leistungen – teilweise bis auf Null – reduzieren, herrscht beim niederösterreichischen Arbeitsmarktservice (AMS) derzeit Hochbetrieb. Innerhalb von nur vier Tagen stieg die Arbeitslosenzahl in NÖ um 13.319 Personen. Das gab es noch nie, nicht einmal während der großen Finanzkrise in den Jahr 2008 und 2009.
Landesgeschäftsführer Sven Hergovich ist froh, dass seine Mitarbeiter diesen enormen Arbeitsaufwand gut bewältigen. „Die Mitarbeiter sind extrem fleißig und loyal, sie sind sich der wichtigen Rolle als Systemerhalter bewusst“, sagt Hergovich. Dabei war man auf diese extreme Situation gar nicht vorbereitet gewesen. Vor wenigen Wochen noch konnte man ein Sinken der Arbeitslosigkeit verkünden. Und jetzt das.
Die jüngsten Zahlen machen deutlich, wie sehr alles gekippt ist. Allein von Montag bis Donnerstag der Vorwoche ist der Bestand an arbeitslos gemeldeten Personen in NÖ um 13.319 oder 24,9 Prozent auf insgesamt 66.778 gestiegen. Am stärksten betroffen ist der Tourismus mit 3.949 Personen, ein Plus von 82,5 (!) Prozent. Am Bau waren es 1.810 Personen (plus 30,6 Prozent).
Anfragen zur Kurzarbeit
Seit Beginn der Krise verzeichnete das AMS-Service außerdem 4.812 Kurzarbeitsanfragen von Betrieben. Dieser Themenbereich wird mittlerweile von einem 20-köpfigen Team bearbeitet. Dieser Servicebereich für Unternehmen verspricht dabei, dass Anfragen innerhalb von maximal 48 Stunden bearbeitet werden. Wobei die Anträge online gestellt und dann bearbeitet werden. Hergovich: „Da kommt es oft zu Zeitverzögerungen, weil nicht alles richtig ausgefüllt oder die Zustimmung beider Sozialpartner noch nicht eingeholt worden ist.“
Im Call-Center, der ServiceLine, mussten die Mitarbeiter in der Vorwoche 21.609 Kunden-Anliegen erledigen. Ein noch nie da gewesener Aufwand. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen aktuell im Vergleich zu normalen Zeiten ein Vielfaches an Arbeit leisten. Ich sehe einen enormen Druck, aber – und das macht mich stolz – auch ein enormes Engagement und große Flexibilität in unserem Team, das sich seiner wichtigen Aufgabe der Existenzsicherung in dieser Krise sehr bewusst ist“, sagt Sven Hergovich. Einige hatten sogar freiwillig ihren Urlaub abgebrochen, damit zur Bewältigung dieser Arbeit genug Mitarbeiter da sind.
Obwohl mittlerweile das meiste online oder per Mail erledigt wird, sind alle AMS-Stellen in Niederösterreich besetzt. Nur wenige arbeiten von zu Hause aus. Wobei viele Vorkehrungen getroffen worden sind, um die Mitarbeiter zu schützen. Nur noch vereinzelt kommen Kunden direkt ins AMS-Büro.
Kurse von zu Hause aus
Bei den AMS-Kursen ist es genauso wie in den Schulen. Wo es möglich ist, wird der Stoff auf digitalem Weg abgearbeitet. Bis inklusive 14. April wurden 189 laufende Kurse bei 55 unterschiedlichen Instituten auf Homelearning umgestellt, über 7.800 AMS-Kunden sind davon betroffen. Kursstarts im April wurden verschoben.
Momentan ist für Sven Hergovich das Wichtigste, dass die Anträge auf Arbeitslosengeld und Notstandshilfe rasch bearbeitet werden und die pünktliche Auszahlung klappt. Für die Zukunft ist ihm klar, dass jetzt die Arbeitsmarktpolitik in NÖ komplett neu aufgesetzt werden muss.