Chronik/Niederösterreich

Bürger machten ihrem Ärger Luft

Der Termin der Veranstaltung stand seit Monaten fest: Mittwochabend war im Donauhof der Marktgemeinde Zwentendorf (Bezirk Tulln) ein „Sicherheitsstammtisch“ angesetzt, wo die Bezirkspolizei über Themen wie Selbstschutz und Einbruchsprävention informierte.

Da aber just einen Tag zuvor bekannt gegeben wurde, dass die Polizeiinspektion Zwentendorf als einzige Im Bezirk zusperren muss, traten die Sicherheitstipps in den Hintergrund: Die Zwentendorfer kamen, um ihrem Ärger über die beabsichtigte Sperre der Dienststelle Luft zu machen. „Üblicherweise kommen zu solchen Veranstaltungen zwei Dutzend, oder vielleicht 30 Leute. Diesmal waren es mehr als Hundert, und die Stimmung war emotional“, sagt Bürgermeister Hermann Kühtreiber.

Die Zwentendorfer wollten nicht verstehen, warum es ausgerechnet ihre Gemeinde trifft, wo doch im Bezirk Tulln auch die Polizeiinspektionen Grafenwörth, Großweikersdorf, Kirchberg/Wagram und Königstetten weniger als die kolportieren zehn Dienstposten haben, die zum Fortbestand der Dienststellen notwendig sein sollen.

Im Rahmen der Debatte zeigte sich, dass es auch innerhalb des Polizeiapparats Auffassungsunterschiede über die Folgen der Postensperren geben dürfte: Bezirkspolizeikommandantin Sonja Fiegl sagte sinngemäß, dass sich für Zwentendorf nicht viel ändern würde, da die sechs Beamten der lokalen Polizeiinspektion nach der Sperre allesamt im nur 6,5 km entfernten Nachbarort Atzenbrugg stationiert werden.

15 Minuten Fahrzeit

Bei einem Informationsgespräch mit der Spitze der Landespolizeidirektion erfuhr Ortschef Kühtreiber Donnerstagvormittag allerdings das Gegenteil: „Mir wurde gesagt, dass nicht alle Zwentendorfer Polizisten nach Atzenbrugg kommen, da die dortige Dienststelle dafür zu klein sei. Stattdessen würden die überzähligen Beamten nach Tulln versetzt.“ Zwischen Tulln und Zwentendorf liegt allerdings selbst mit Blaulicht fast eine Viertelstunde Fahrzeit. „Die volle Wahrheit erfahren wir offenbar nur in kleinen Dosen“, ärgert sich Kühtreiber. Fiegl war am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.