Chronik/Niederösterreich

Buchveröffentlichung; Eine Liebesgeschichte wird lebendig

Hundert Jahres ist es her: Ein Treffen von historischen Personen in Gmünd, das den Waldviertler Thomas Samhaber nicht losließ. Als er im Frühling durch Corona mehr Zeit hatte, widmete er sich im Buch „Begegnung an der Grenze“ der Beziehung von Franz Kafka und Milena Jesenská.

„Auf der einen Seite der deutschsprachige Jude aus Prag, auf der anderen die katholische Journalistin aus Wien, die Tschechisch spricht. Das hat mich fasziniert. Teilweise so, dass ich für andere Themen fast nicht ansprechbar war“, gesteht Samhaber lachend. „Das Paar ist für unseren Grenzraum ein Paradebeispiel für grenzüberschreitende Verständigung.“

Schicksalhaft

So habe er sich in der ersten Corona-Phase mit Büchern eingedeckt und in etwa einem Monat sei er mit dem Buch fertig gewesen. Es sollte aber nicht das tausendste Buch über „die Beistrichsetzung von Franz Kafka“ sein, wie es der Historiker formuliert. „Sondern ein Lesebuch, das eine Begegnung von zwei besonderen Menschen in einer besonderen Zeit an einem besonderen Ort zeigt.“ Diese schicksalhafte Begegnung der Liebenden fand seinen Niederschlag später mit den „Briefen an Milena“ Eingang in die Weltliteratur. Wichtig war Samhaber in seinem Werk, dass die Texte von Jesenská gleichwertig wie jene von Kafka behandelt werden: „Das gab es so noch nicht.“

Bleibendes

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So sei es auch als „Tribute an die faszinierende Person Milena Jesenská, die großartige Essayistin und Widerstandskämpferin, gedacht“, wie es in der Buchbeschreibung heißt (Verlag Bibliothek der Provinz). „So wird die Liebesgeschichte wieder lebendig“, sagt Samhaber, der in Harmanschlag (Bezirk Gmünd) lebt.

Er beschäftigt sich schon länger mit dieser Geschichte. So wurden auch beim Kulturfest „Übergänge“, das Samhaber organisiert, schon Kafkas Briefe vorgelesen. „Aber für das 100-Jahr-Jubiläum wollten wir was Größeres, etwas Bleibendes für die Stadt machen.“