Chronik/Niederösterreich

Bahnfreunde luden Zorn über Abbau ihrer Lokalbahnen im Ministerium ab

Immer wieder, immer wieder Ybbstalbahn!" Euphorische Protestgesänge erklangen gestern vor dem Verkehrsministerium in Wien. Über 50 Bahnfreunde aus dem Ybbstal im Mostviertel und dem Waldviertler Thayatal waren aufmarschiert. Sie demonstrierten gegen den drohenden Abriss ihrer Lokalbahnen.

Die beiden Vertreter der Bürgerinitiativen, Siegfried Nykodem und Josef Baum deponierten im Verkehrsministerium ihre Petitionen und bekamen vor Ministerialbeamten auch die Chance ihre Argumente vorzutragen. "Uns wurde gesagt, dass das Land Niederösterreich eine Fortführung der Ybbstalbahn abgelehnt hat. Vom Bund hätte es dafür Infrastrukturmittel gegeben. Auch die EU hätte die Bahn gefördert, für den Radweg gibt es nichts", sagt der Ybbstaler Nykodem.

Draußen kritisierten die Teilnehmer, dass bei beiden Bahnen schon Schienen abgerissen wurden, um geplante Radwege zu errichten. "Wir fordern ein demokratisches Recht, und wollen über maßgebende Veränderungen in unserer Region gefragt und eingebunden werden. Wir hoffen auf Gespräche mit dem Land", erklärte Karl Piaty aus Waidhofen/Ybbs.

Abkommen

Auch die Demonstranten aus dem Thayatal zeigten sich erbost. Die Natur und das Nachbarland werde durch den Bahnabbau missachtet. Denn NÖ hatte bereits ein Abkommen mit Tschechien vereinbart, das die Wiederinbetriebnahme der Thayatalbahn beinhaltete. Tschechien restaurierte seine Bahnstrecken, auf der niederösterreichischen Seite sollen jetzt Radwege die Schienen ersetzen. Die Bahnfreunde aus beiden Tälern sind sich einig: "Radwege schaffen keine Arbeitsplätze." Die Abwanderung bleibe ein Hauptproblem in beiden Regionen.

Vom Gegenteil überzeugt ist SPÖ-Landtagsabgeordnete und Ybbstalbürgermeister Helmut Schagerl. Als Befürworter des Radwegs und Funktionär im Ybbstaler Radwegverein, der den Abriss der Schienen vorantreibt, traf er sich Mittwochabend mit anders denkenden SPÖ-Funktionären zur Aussprache. Es wurde heftig diskutiert. Beide Seiten blieben bei ihren Meinungen.