Chronik/Niederösterreich

AUVA will Reha-Zentrum Weißer Hof absiedeln

Es ist das wohl bekannteste Rehabilitationszentrum Ostösterreichs: Der Weiße Hof in der Nähe von Klosterneuburg. Rund 1500 Patienten werden hier nach Unfällen und Operationen wieder auf den Alltag bzw. ein Leben im Rollstuhl oder mit Prothesen vorbereitet; auch für behinderte Sportler bietet der Weiße Hof Therapie- und Trainingsmöglichkeiten.

Damit könnte bald Schluss sein: Der Träger und Betreiber des Weißen Hofs – die staatliche Unfallversicherung AUVA – überlegt eine Absiedlung des orthopädischen Rehabilitationszentrums aus Klosterneuburg. Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob die Einrichtung nach Wien-Meidling übersiedelt wird, wo die AUVA bereits ein Unfallkrankenhaus und ein neurologisches Rehab-Zentrum betreibt.

AUVA-Sprecher Andreas Lexer bestätigt, dass die Studie beauftragt wurde; bis zu einem Ergebnis soll es aber noch einige Monate dauern. Hintergrund der Überlegungen dürften Alter und Lage des Weißen Hofs sein: Das 1986 eröffnete Reha-Zentrum ist nicht mehr am neuesten Stand der medizinischen Möglichkeiten; außerdem baue man heute Spitäler und Reha-Einrichtungen möglichst an gemeinsamen Standorten.

280 Mitarbeiter

In den 1970ern fiel die Wahl auf das Grünland bei Klosterneuburg wegen der abgeschiedenen Lage in der Natur. Der Weiße Hof hat 200 Betten und knapp 280 Mitarbeiter. Die Auslastung lag im Jahr 2011 bei 86 Prozent.

Klosterneuburgs Vizebürgermeister Richard Raz – er vertritt den urlaubenden Stadtchef Stefan Schmuckenschlager – hat am Montag von den Plänen der AUVA erfahren. „Für Klosterneuburg wäre eine Absiedelung des Weißen Hofs nicht positiv“, sagt Raz. Immerhin betreibe die AUVA seit Jahrzehnten Rehabilitation in Klosterneuburg. Die Stadt müsste bei einer Übersiedelung nach Wien nicht zuletzt einen Ausfall bei den Kommunalsteuern hinnehmen. Ungeklärt ist auch, was im Falle einer Schließung aus den bestehenden Gebäuden würde. „Ich hoffe, dass keine ungenützte Bauruine oberhalb von Klosterneuburg entsteht“, sagt Raz.

Das lange geplante Golfplatz-Projekt beim Weißen Hof wurde von den Klosterneuburgern bei der Volksbefragung im Spätherbst des Vorjahres mit deutlicher Mehrheit vom Tisch gewischt. Fairway und Driving-Range wird es hier also auch weiterhin nicht geben; dafür steht seit November ein riesiger Bohrturm in der Nähe des Reha-Zentrums: Der heimische Erdöl-Konzern OMV vermutet Erdgasvorkommen am Weißen Hof und hat eine Tiefbohrung zur Erkundung gestartet.

Dieser Tage besuchte eine Delegation der Stadtgemeinde unter Leitung von Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager die Baustelle, um sich an Ort und Stelle über den Fortschritt der Bohrungen zu erkundigen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Erfolgsmeldung gibt es noch keine. Das von den Geologen vermutete Erdgasvorkommen liegt sehr tief, genauer gesagt 3500 bis 3700 Meter unter der Oberfläche. So tief ist die Bohrung noch nicht vorgedrungen. Es handelt sich um eine so genannte Explorationsbohrung, durchgeführt von der OMV-Tochter Austria Exploration & Production.

Erst nach Beendigung der Tiefenbohrung wird man wissen, ob sich unter dem Weißen Hof tatsächlich verwertbare Gasvorkommen befinden. Überraschend wäre es nicht: Auch in der Kritzendorfer Donau-Au hat die OMV Gasvorkommen gefunden und angezapft.

Unabhängig davon, ob man Erdgas findet, oder nicht: Bis Jahresende soll der Bohrplatz wieder zurückgebaut sein. Sollte Gas gefunden werden, reicht eine Sonde, um die Lagerstätte an das Leitungsnetz anzuschließen.