"Aushängeschild wird abmontiert"
Seit 50 Jahren spielt die Militärmusik schon in Niederösterreich auf. Aber ausgerechnet die Jubiläumsfeier am kommenden Samstag könnte der letzte große Auftritt der Musikanten in Uniform sein. Denn geht es nach Verteidigungsminister Gerald Klug, soll die Kapelle ab kommendem Jahr eingespart werden.
Für ÖVP-Landesrat Stephan Pernkopf – er war als Grundwehrdiener selbst bei der Militärmusik – ist der Sparbefehl aus Wien so nicht hinnehmbar. "Ich hoffe doch sehr, dass der Minister seine Entscheidung überdenkt", sagt Pernkopf im KURIER-Gespräch. Der Politiker zieht einen Vergleich zur Wirtschaft. "Jedes Unternehmen wäre schlecht beraten, wenn es ihr bestes Aushängeschild einfach abmontiert."Auch das kolportierte Sparpotenzial – von einer Million Euro die Rede – sieht der Landesrat nicht. "Wenn dann plötzlich die Burgenländer oder Wiener nach Geras fahren müssen, kann das sicher nicht billiger sein."
Erhitzte Gemüter
Landauf, landab – das drohende Aus für die musizierenden Soldaten sorgt für Gesprächsstoff. "Das kann niemand verstehen. Die Gemüter sind erhitzt". Die geplante Auflösung der Militärmusik sei das Thema innerhalb der 52 Musikkapellen im Bezirk Amstetten, versichert deren Obmann Harald Weidinger aus Stadt Haag. Leichtfertig drohe das Ende für einen "riesigen Kulturträger", glaubt der Musikerfunktionär. Die Heeresmusik spiele als Ausbildungsetappe für zahlreiche spätere Führungskräfte in den Musikvereinen in ganz NÖ eine unersetzliche Rolle. Viele Jungmusiker werden durch ihr einjähriges Wirken beim Heer zur Weiterbildung auf Konservatorien oder in Musikschulen animiert. Sein Vorschlag: Würde man der Militärmusik Einnahmen gestatten, könnte sich dieses Orchester selbst erhalten. "Man dürfte diese hochkarätige Kapelle halt nicht zu jeder Parkbankeröffnung schicken", fordert der Saxofonist und Funktionär.
Ein Einlenken ist im Verteidigungsministerium aber derzeit nicht zu erwarten. "Wir müssen sparen", sagt ein Sprecher.