Aus für Sicherheitsschule: "Kinder als Spielball der Politik"
„Heute ist für meinen Sohn eine Welt zusammengebrochen.“ Solche und ähnliche Schreiben verzweifelter Eltern türmen sich derzeit wohl im Postfach von Verteidigungsminister Thomas Starlinger.
Nach dem überraschenden Aus für die geplante Sicherheitsschule in Wiener Neustadt herrscht Wut und Betroffenheit bei den Eltern jener 57 Schüler, die im Herbst dort hätten beginnen sollen. Sie formieren sich und wollen sich an Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen als Oberbefehlshaber des Bundesheeres wenden. Ihr Argument: Sie haben eine schriftliche Zusage für den Schulplatz.
Wie berichtet, war am Freitag bekannt gegeben worden, dass die geplante Schule im Herbst nicht den Betrieb aufnehmen wird. Grund ist die finanziell prekäre Situation des Bundesheeres. Es muss gespart werden – und das tut Starlinger bei dem 30 Millionen Euro teuren Schulprojekt. Rund 80 Projekte hat der Minister nun im „Kassasturz“ geprüft. „Alles, was nicht unmittelbar der Sicherheit der Bevölkerung dient“, sei hinterfragt worden, hieß es.
"Es gibt keine ähnliche Schule in Österreich"
Das interessiert die Familien, die nun innerhalb von drei Monaten neue Schulplätze suchen müssen, herzlich wenig. „Ich habe kurz vor 18 Uhr erfahren, dass mein Sohn nun keine adäquate Schule mehr hat. Denn es gibt keine ähnliche Schule in Österreich.
Mein Sohn hat sich intensiv für den Aufnahmetest vorbereitet“, schreibt eine Mutter aus Oberösterreich. Gemeinsam mit anderen Betroffenen will sie alles daran setzen, dass die Schule vielleicht doch noch im Herbst startet. Auch andere Betroffene erklären entrüstet, dass die Kinder ein mehrstufiges Auswahlverfahren absolviert haben. Nun würden sie als Spielball der Politik benutzt.
Schulplatz-Zusage
„So motiviert man junge Menschen nicht, so beraubt man sie ihres Rechtes auf Ausbildung und das Recht sich den passenden Berufsweg frei zu wählen“, schreibt auch Vater Martin M. „Wir haben eine schriftliche Zusage zum Schulplatz. Es stellt sich nicht die Frage, ob die Schule eröffnet wird – es gibt eine Zusage für die Ausbildung.“ Sein Sohn werde sich nun an Van der Bellen wenden. Sogar Aktionen, die die Meinung der Heeresführung ändern sollen, werden in Aussicht gestellt. Diese hatte Betroffenen Hilfe zugesagt. Die Schüler würden zudem an anderen Schulen untergebracht werden.
Für Brigitte Perkold, Elternvereinsobfrau des Militärrealgymnasiums, das im Vorjahr nach langem Kampf der Eltern geschlossen wurde, ist es ein Déjà-vu. „Es ist schlimm, dass man über junge Menschen so drüber fährt.“ Gewundert habe sie der Schritt nicht, bei der Diskussion um die Schließung des Militärrealgymnasiums sei es um weniger Geld gegangen.
Am Sonntag protestierten Eltern und Schüler in Wien und Wiener Neustadt.