Aufregung um Werbegag in Oed: „Wir sind doch nicht blöd“
Mit markigen Werbefilmchen und dem Sager „Ich bin doch nicht Oed“ sorgt der Elektronik-Riese „Media Markt“ derzeit im niederösterreichischen Oed bei Amstetten nicht gerade für positives Aufsehen. In der neuen Herbstkampagne soll Hightech-Elektronik die Dorf-Tristesse junger Leute vertreiben. Dass dabei mit der Ortstafel von Oed agiert wird, treibt aber dem Bürgermeister von Oed-Öhling und vielen anderen Bürgern die Zornesröte ins Gesicht.
„In diesen Filmen wird ein Ort Oed richtig negativ dargestellt. Und die Ortstafel wurde ohne uns zu fragen verwendet“, schimpft Bürgermeister Josef Dirnberger. Vor allem Junge, die ihren Heimatort nicht so empfinden, laufen gegen die Darstellung als „fade Moni“, „Fredl the Nerd“, „Schönling Easy Rainer“ oder „Mofa-Pepi“, wie es in den Fernsehspots von Regisseur Michael Ostrowski heißt, Sturm.
Werbevideo von Media Markt
In den Foren von Facebook und Twitter formiere sich bereits reger Widerstand gegen die unfaire Attacke, berichtet Dirnberger. Auch er selbst habe bereits beim Handelskonzern Protest angemeldet. Der 700-Seelen-Ort an der Bundesstraße 1 biete ein reges Vereinsleben, gute Infrastruktur mit Ärzten, Kindergarten und Volksschule. „Eine triste Wohnhausanlage, wie sie die Kampagne zeigt, gibt’s bei uns nicht. Wir nehmen gerade eine moderne Anlage nach der anderen in Betrieb“, sagt Dirnberger. Noch dazu ist der Name „Oed“ absolut nicht auf das Wort „öd“ zurückzuführen, sondern bezeichnete im Mittelalter eine Art Plateau, klärt Gemeinderat Otmar Langerreiter auf.
Im Mostviertel-Ort war die Werbebotschaft gestern Tagesgespräch. „Wir sind doch nicht blöd“, kommentieren Kunden beim örtlichen Nahversorger das als unsensibel empfundene Wortspiel.
„Über 80 Jahre lebe ich höchst zufrieden hier“, sagt Edeltraud Kopplinger. Und Kaufmann Christian Müller kontert mit dem Spruch des Kulturvereins: „Oed ist ein liebes Nest, in dem es sich gut leben lässt.“ Draußen am Ortsrand, wo die neuen Siedlungen entstehen, lobt Zuzüglerin Tamara I. beim Spaziergang mit Hund Gina die Lebensqualität des Ortes: „Ruhig und beste Verkehrsanbindungen.“
Fiktiver Ort
Bei Media Markt bedauert man, dass die Oeder verärgert sind, die Kampagne werde man aber nicht abändern, stellt Sprecherin Sigrid Anna Kuhn klar. „Im realen Leben gibt es dieses Oed nicht“, sagt sie. Also habe auch niemand die Befugnis zur Verwendung einer fiktiven Ortstafel erteilen können. Die Protagonisten der Kampagne seien zudem nicht öd, sondern witzig und smart.
Die Aufregung könnte sich noch ausweiten, denn allein in NÖ gibt es ein Dutzend Orte oder Ortsteile mit dem Namen Oed.