Chronik/Niederösterreich

Arbeitskräftemangel: jede zweite Firma findet zu wenig Mitarbeiter

von Paloma Pöltinger

Dass Betriebe mit Mitarbeitermangel zu kämpfen haben, ist schon länger ein Thema. Wie dramatisch die Situation aber tatsächlich ist, belegt eine aktuelle Umfrage unter 1.400 niederösterreichischen Unternehmen von der KMU Forschung Austria im Auftrag der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ).

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„Bereits 54 Prozent aller Unternehmen haben dauerhaft nicht besetzbare Stellen. Wobei sich die Situation im Vergleich zum Vorjahr für 42 Prozent der Betriebe verschlechtert hat“, betont WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich.

Dabei sind die Rahmenbedingungen positiv: Die Arbeitslosenquote geht in Niederösterreich bereits seit rund einem Jahr ständig zurück und liegt aktuell bei 5,7 Prozent. Trotzdem suchen viele der rund 114.000 niederösterreichischen Unternehmen weiterhin händeringend nach Arbeitskräften. Das Arbeitsmarktservice NÖ meldete Ende März 18.931 freie Stellen.

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Das Stellen nicht besetzt werden können, hat massive Auswirkungen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen gaben in der Umfrage an, dass es aufgrund des Mitarbeitermangels schon zu Verzögerungen bei der Bearbeitung von Aufträgen komme. Ein Viertel der Unternehmen müsse sogar Aufträge ablehnen. Weitere Auswirkungen sind ein reduziertes Angebot und reduzierte Öffnungszeiten.

Verschiedene Abfederungsmaßnahmen notwendig 

Dass der Mitarbeitermangel nicht in der nahen Zukunft gelöst werden kann, zeigt eine weitere Studie der Synthesis Forschung des WIFO im Auftrag der Wirtschaftskammer. Bis 2040 sollen in Niederösterreich rund 60.000 zusätzliche Stellen nicht besetzt werden können. Das bedeute einen BIP-Verlust von rund acht Milliarden Euro.

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Aus der Sicht der beiden Wirtschaftskammerpräsidenten brauche es neben mittel- und langfristigen Maßnahmen auch kurzfristige Schritte, um den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen. WKNÖ-Präsident Ecker setzt dabei auf die Lehre: „Wir sehen, dass Betriebe, die selbst ausbilden im Vorteil sind.“

Er fordert daher ein Lehrlingsstipendium für Erwachsene, die sich beruflich umorientieren wollen. Für ältere Lehranfänger brauche es auch eine angepasste Lehrausbildung mit kürzeren Lehrzeiten und digitalen Inhalten in der Berufsschule.

„Wir müssen alle die Ärmel aufkrempeln, um unseren ökonomischen und sozialen Wohlstand zu sichern“, so Mahrer. Für ihn ist es notwendig, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen, die Kinderbetreuung in Österreich auszubauen und steuerliche Anreize für Überstunden zu schaffen, um den Arbeitskräftemangel abzufedern.