Anzeige gegen Seniorenheim
Mit schweren Vorwürfen sind Personal und Ärzte des Senioren-Sozialzentrums der „SeneCura“-Gruppe in Pöchlarn in NÖ konfrontiert. Dort schaltete der Sohn einer pflegebedürftigen 74-jährigen Bewohnerin die Staatsanwaltschaft ein. Er und sein Bruder vermuten, dass ihrer Mutter durch ein überdosiertes Beruhigungsmedikament schwerer körperlicher Schaden zugefügt wurde. „SeneCura“ weist alle Vorwürfe strikt zurück und kündigte eine Verleumdungsklage an.
Der geistige und körperliche Verfall von Maria Illmayer binnen weniger Wochen, in denen sie im Pöchlarner Heim war, machte ihren Sohn Helmut Mayer sehr betroffen. Die Frau war als Diabetikerin wegen der erhofften besseren Betreuung in das Sozialzentrum übersiedelt. Beim Besuch mit einem Freund, der in der Altenbetreuung arbeitet, wurde Mayer darauf hingewiesen, dass die Mutter unter schwerem medikamentösen Einfluss steht. Als feststand, dass der Frau ein schwer dämpfendes Medikament verabreicht wurde, schlug Mayer Alarm. „Sie konnte nicht mehr sprechen und sich fast nicht mehr bewegen. Sogar die Schluckfunktion drohte auszufallen. In der Medikamentenbeschreibung wird klar vor Nebenwirkungen bei Diabetikern gewarnt“, erzählt er. Das Neuroleptikum wurde abgesetzt. Maria Illmayer kam ins Spital nach Melk. Innerhalb von zwei Wochen verbesserte sich ihr Zustand etwas. In der Vorwoche wurde sie zurück nach Pöchlarn verlegt.
„Unterbesetzung“
Mayer hat über die Wiener Anwältin Irmtraud Oraz Anzeige wegen des Verdachts der Körperverletzung durch Medikamentenmissbrauch, der Urkundenunterdrückung und Missbrauchs der Amtsgewalt Anzeige erstattet. „Es scheint, dass chronische personelle Unterbesetzung generell zu höherem Medikamenteneinsatz führt“, meint Oraz.
Die Behandlung der Bewohnerin mit dem Medikament sei neun Wochen lang nach der von einem Neurologen vorgeschriebenen Dosierung erfolgt, gibt SeneCura bekannt. Die Frau habe davor unmotiviert laut geschrien und Mitbewohner gestört. Sowohl SeneCura als auch das Klinikum Melk und Anwältin Oraz nahmen Kontakt mit der Patientenanwaltschaft auf.