Allianz im Kampf um künftige Agrar-Milliarden
Von Jürgen Zahrl
Für die „Allianz der starken Regionen“ im Kampf gegen die befürchteten Kürzungen im EU-Agrarbudget 2021 bis 2027 hat sich Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) einen weiteren Verbündeten ins Boot geholt. Nach dem Schulterschluss mit Baden-Württemberg unterstützt jetzt auch Bayern die Forderungen des Landes Niederösterreich. „Wir wollen unsere Familienbetriebe nachhaltig absichern“, sagte Pernkopf bei einem Arbeitstreffen mit Staatsministerin Michaela Kaniber (CSU) in München. Für Niederösterreich stehen 2,8 Milliarden Euro auf dem Spiel.
Wenn Großbritannien aus der EU austritt – sprich, wenn der „Brexit“ vollzogen wird – fehlen rund acht Milliarden im künftigen EU-Finanzrahmen. Weil die Europäische Kommission künftig mehr Geld für Cybersicherheit, Außengrenzschutz oder Forschung freispielen will, kann der Sparstift beim Agrarbudget drohen. „Wenn Einsparungen notwendig sind, dann nur bei den Großbetrieben“, sagte Pernkopf.
Im Fokus müsse die Qualität und nicht die Quantität stehen. Für Bayern und Niederösterreich geht es um die Erhöhung der Wertschöpfung im ländlichen Raum, mehr Tierwohl, Klimaschutz sowie um nachhaltige Produktion von Lebensmitteln. Wie ähnlich sich die beiden Länder sind, zeigt ein Flächenvergleich. Im Schnitt sind die bäuerlichen Betriebe hierzulande 25 Hektar und in Bayern 35 Hektar groß. Daher fordert auch Staatsministerin Kaniber die Stärkung der kleinstrukturierten Landwirtschaft. Ihr geht es um mehr Geld für die kleineren und weniger Zuschüsse für agrarische Großbetriebe.
Bewusstsein
„Das Verbraucherbewusstsein ist gestiegen, die Konsumenten wollen gesunde Lebensmittel. Umso wichtiger ist unsere gemeinsame Agrarpolitik“, sagte Kaniber und kündigte an, die aktuelle Höhe des EU-Agrarbudgets von rund 365 Milliarden Euro zumindest verteidigen zu wollen. Pernkopf lud sie zur Landesagrarreferentenkonferenz am 24. und 25. Oktober in Wieselburg ein. Dort soll die weitere Vorgehensweise beschlossen werden. Zentral geht es etwa darum, finanzielle Mittel für Jungbauern, die bäuerliche Vermarktung, Renaturierungsprojekte, Schutzwälder oder Wiederaufforstungen zu sichern.
Auch beim heißen Thema Klimaschutz wollen Niederösterreich und Bayern zukünftig enger kooperieren, um sich für die kommenden Dürreperioden zu wappnen. Die bayrischen Agrarwissenschaftler sollen ihr Know-how nach Niederösterreich bringen. „Derzeit erforschen wir klimaresistente Getreidesorten und ressourcenschonende Bewässerungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft“, erklärte Kaniber. Im Gegenzug will das Land NÖ den Bayern etwa bei der Umsetzung einer eigenen Katastrophen- und Hagelversicherung beratend behilflich sein. „Bayern ist unser wichtigster Partner. Wir haben die gleichen Interessen und die wollen wir in Brüssel durchbringen“, sagte Pernkopf nach dem Arbeitsgespräch.