Chronik/Niederösterreich

Allentsteig-Drama: "Michael könnte noch leben"

Der Schmerz sitzt nach wie vor tief. Thomas Schober trägt ein tiefschwarzes Polo-Shirt und versteckt seine Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille.

Er kämpft mit den Tränen und ist überzeugt, dass sein Sohn Michael (21) noch leben könnte, wenn vor der Panzerfahrt auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig keine "leichtsinnigen Befehle" getroffen worden wären. Schober  nennt  Einzelheiten, die er aus dem Bekanntenkreis des getöteten Panzerfahrers gehört haben will. Das Ministerium spricht von falschen Anschuldigungen.

Wie  berichtet,  hätte der 21-jährige Berufssoldat den Schützenpanzer "Saurer A1" Anfang Juli nicht lenken dürfen, weil Michael Schober keine gültige Fahrerlaubnis hatte. Während er seinen sechs Monate entzogenen, zivilen Führerschein seit Mai wieder besaß, hätte er seinen Heeresführerschein erst Mitte Juli  zurückbekommen.

"Michael informierte damals den Vorgesetzten, dass er keine militärische Lenkberechtigung  hat. Trotzdem musste er fahren", will sein Vater wissen.  Außerdem   soll es am Tag vor dem Unglück eine Besichtigung des Übungsgeländes gegeben haben, bei dem ein anderer Kommandant auf die Gefahren des Areals hingewiesen habe. "Dennoch wurde Michael dort hineingeschickt", kritisiert Schober. Wie berichtet, starb sein Sohn Michael, als der 21-Jährige mit einem 15 Tonnen schweren Panzer in ein Sumpfloch stürzte und ertrank. Vier unverletzte Rekruten konnten noch den 27-jährigen Panzerkommandanten retten.

Verlust

Alle Inhalte anzeigen

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums bedauert Schobers "unfassbaren Verlust", versteht "seine menschliche Reaktion",  spricht aber von falschen Vorwürfen: "Wachtmeister Schober hat weder dem Kraftfahrunteroffizier, noch dem Panzerkommandanten gegenüber erwähnt,  dass er seinen Heeresführerschein noch nicht wieder erhalten hatte", sagt Michael Bauer

Er hält es für fast unmöglich, dass der Kraftfahrunteroffizier  einen Soldaten zum Fahren zwingt, wenn er keine gültige Heereslenkberechtigung besitzt. "Dieser weiß doch, dass er dabei eine vorsätzliche Pflichtverletzung begehen würde", sagt Bauer: Warum solle der Vorgesetzte das machen, zumal das Bataillon über genügend andere Panzerfahrer verfüge? "Am Vortag hat es eine Besichtigung gegeben, aber mit dem gleichen Panzerkommandanten wie am Tag des Unglücks", betont Bauer. Noch diese Woche soll das Disziplinarverfahren abgeschlossen werden.