Chronik/Niederösterreich

Ärztemangel: Jetzt springen Mediziner der Landeskliniken ein

Keine Entspannung gibt es im Landärzte-Engpass: Viele Gemeinden suchen verzweifelt Nachfolger für pensionierte Mediziner. Jetzt ist man in Niederösterreich erstmals soweit, dass Ärzte aus dem Personalstand der Landeskliniken einspringen. Gresten ist einer der ersten Anwärter auf diese Unterstützung, die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zugesagt hat.

Seit April 2016 hat der Sanitätssprengel im Bezirk Scheibbs – bestehend aus den Gemeinden Gresten Markt, Gresten Land und einem Teil von Reinsberg – nur noch einen niedergelassenen Allgemeinmediziner. Der betreut seither den Großteil der etwa 4500 Gemeindebürger allein. Die verwaiste zweite Planstelle wurde öfter als zehn Mal ausgeschrieben – ohne Erfolg. Das und die Tatsache, dass die Ordination länger als ein Jahr verweist ist, sind Kriterien für die Hilfe aus dem Spital. Das trifft auch auf Aspang-St. Peter im Bezirk Neunkirchen und Groß Siegharts im Bezirks Waidhofen/Thaya zu. Weitere Gemeinden nähern sich der Ein-Jahres-Marke.

Verhandlungen

Derzeit laufen Gespräche, in die das Land, der nö. Gesundheits- und Sozialfonds, die Ärztekammer sowie die Kliniken-Holding eingebunden sind. Letztere bestätigt auch, dass sie bereits nach Medizinern sucht, die die Aufgabe übernehmen wollen. "Wir müssen noch die Frage einer passenden Ordination klären, da gibt es mehrere Möglichkeiten", sagt Wolfgang Fahrnberger, Bürgermeister von Gresten Markt.

Wie schwierig die Situation für Ärzte ist, die plötzlich viel mehr Patienten haben, zeigt das Beispiel von Gerald Ehrlich. In Litschau, Bezirk Gmünd, ist die zweite Ordination zwar "erst" seit Juli 2017 verwaist, doch Ehrlichs Traumberuf wurde zum Knochenjob. "Familie und Freude sagen, dass sie bei mir Abnützungserscheinungen bemerken", berichtet der gestandene Arzt, der die 2300-Einwohner-Gemeinde im Waldviertel derzeit allein betreut. Er hat die Abläufe in seiner Ordination nach 38 Jahren noch einmal straffer organisiert, um die Wartezeiten in Grenzen zu halten. Dauerzustand könne das aber keiner sein: "Es entspricht nicht dem, was ich mir an medizinischer Betreuung und Gesprächskultur vorstelle." Dass derzeit immer noch die Grippewelle übers Land rollt, macht die Lage für Ehrlich nicht einfacher.

Laut Ärztekammer braucht es bundesweit immer mehr Anläufe, bis eine Kassenstelle besetzt werden kann. Das gilt selbst für den städtischen Raum.