Achse der Klimaschutz-Willigen
Von Matthias Hofer
Niederösterreichs Hang zur selbstständigen und vom Bund losgelösten Außenpolitik ist ungebrochen. Erwin Pröll hat seine internationalen Kontakte stets gepflegt, Johanna Mikl-Leitner tut das ebenfalls und ihr Stellvertreter Stephan Pernkopf erweitert die Zahl der NÖ-Partner im Ausland laufend. Vor allem in Umweltfragen wurden in letzter Zeit vermehrt Allianzen geschmiedet. Jetzt war Pernkopf in Sachen „Klimadiplomatie“ unterwegs.
Der Umstand, dass Niederösterreich seit 2015 seinen Strom zur Gänze aus erneuerbarer Energie erzeugt, hat dem Bundesland international Aufmerksamkeit beschert. Daraus entstanden diverse Partnerschaften. Um diese Beziehungen zu festigen, vergibt Niederösterreich seit einiger Zeit die Auszeichnung zum „Energiebotschafter“. Prominentester Träger dieses Titels ist Kaliforniens Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, selbst engagierter Klimaschützer.
Bei einem Besuch in Stuttgart hat Pernkopf nun auch den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann zum Energiebotschafter ausgezeichnet. „Er geht das Thema mit Hausverstand an. Er spielt nicht Umwelt und Wirtschaft gegeneinander aus“, sagt Pernkopf über den Grün-Politiker, der Baden-Württemberg seit 2011 als Ministerpräsident führt.
„Wir verfolgen natürlich die Energiepolitik Niederösterreichs mit großem Interesse. Was Sie erreicht haben, ist Ansporn für unsere Bemühungen“, sagt Kretschmann anlässlich des Treffens im Staatsministerium. Im Herbst letzten Jahres war der Ministerpräsident beim „Globale Climate Action Summit“ in San Francisco entschieden gegen US-Präsident Donald Trump aufgetreten und hatte um internationale Klima-Bündnisse geworben. „Es steht nicht weniger auf dem Spiel als unsere Zivilisation“ , so Kretschmann damals. Eine Haltung, die Pernkopf unterstützt: „Die Kraft der Umsetzung geht von den Regionen aus. Wir wollen nicht auf Ergebnisse irgendwelcher Klimakonferenzen warten. Wir wollen handeln. Und deswegen wollen wir unsere Partnerschaften auch nutzen, um gute Ideen und Maßnahmen mit nach Niederösterreich zu nehmen.“
Beispiel Tübingen
Gleich nach dem Termin mit Kretschmann ging es für Pernkopf nach Tübingen. Die knapp 90.000 Einwohner zählende Universitätsstadt gilt in Deutschland als Klimaschutz-Metropole.
Oberbürgermeister Boris Palmer – auch er ist bereits „Energiebotschafter“ – stellte einige seiner Maßnahmen vor. Im Rahmen der Initiative „Tübingen macht blau“ hat die Stadt seit 2006 ihren -Ausstoß um 32 Prozent reduziert. Weniger Wärmeverbrauch in öffentlichen Gebäuden, flächendeckender Ausbau der Fotovoltaik und eine Verzwölffachung der Ökostrom-Kunden sind nur drei Beispiele für konkrete Schritte, die Palmer angestoßen hat. „Unser Ziel, die Hälfte unseres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken, haben wir 2017 erreicht“, sagt der Oberbürgermeister. Aktueller Plan: Die komplette Straßenbeleuchtung soll auf Laternen umgerüstet werden, die ihre volle Lichtleistung nur liefern, wenn sich in ihrem Umfeld Bewegung wahrnehmen.